Modellfliegen F wie Fluglage

Die meisten Menschen dürften wissen, Flugzeuge und Modelle fliegen durch die Luft. Hat man Pech fliegt man auch nur ganz kurz unterhalb des Bodens und darf dann wieder Stunde um Stunde in der Werkstatt verbringen. Für dieses Pech gibt es viele Ursachen, Ausfall des Empfängers, klemmendes Ruder oder was sehr beliebt ist eine nicht erkannte Fluglage.

Wie der Name schon sagt, die Fluglage ist die Lage des Flugzeugs in der Luft und davon gibt es mehr, als man gemeinhin annehmen möchte. Wenn ich jetzt von der Fluglage rede, dann ist das immer ein (Modell)Flugzeug, das sich gerade in der Luft befindet, die Höhe kann man getrost auser Acht lassen. Zunächst gilt die Normallage. In dieser befindet sich das Flugzeug mit dem Rücken nach oben, der Flug führt von uns weg, oder seitlich an uns vorbei. Schaue man sich einmal einen Verkehrsflieger an, die befinden sich eigentlich zu 99% in der Normallage. Steuert man links, dann sieht man das Modell links weg fliegen, rechts, oben und unten genauso. Man kann sich gut hinein versetzen, das bekommt jeder Anfänger hin.

Fluglage01Ein Condor IV im Landeanflug

Nun fliegt man ein Stück und kehrt wieder um, an sich keine große Sache. Jedoch fliegen wir nun direkt auf uns zu und links/rechts sind nun scheinbar vertauscht. Soll das Flugzeug nach links, so wird nach rechts gesteuert. Anfangs muss man noch genau überlegen was man tut, aber irgendwann denkt man nicht, sondern tut es einfach.

Nun fliegen wir wieder von uns weg und dann eine halbe Rolle, oder einen halben Looping und schon befinden wir uns in der Rückenlage. Das erste auftauchende Problem ist die Aerodynamik, das Modell will nach unten abtauchen. Wenn es nach oben gehen soll, dann muß man Tiefe geben, es gilt der alte Spruch: „Auf dem Rücken sollst du drücken.“ Je nach Modell und Entfernung erkennt man nun nicht mehr die Fluglage, sondern muss sie einfach wissen. Ich wusste es auch schonmal nicht und die Höhe wurde so schnell negativ, dass ich nicht mehr reagieren konnte. Besonders wenn die Sonne tief steht hat man gerne ein Problem.

Fluglage02Ein Fox Kunstflugsegler im tiefen Rückenflug

Wird eine Rolle nur zu einem Viertel ausgeführt und in diesem Zustand verblieben, dann nennen wir Fachfüchse dies Messerflug. Hier ist die Aerodynamik noch schlimmer als auf dem Rücken, denn erstens versucht sich das Modell raus zu drehen und gleichzeitig taucht es auch noch ab. Ohne eingreifen des Piloten führt dies sehr schnell zu einem unkontrolliertem Flug, der oft in der Werkstatt endet. Schwierig wird das fliegen nun auch durch die verdrehten Achsen. Links/Rechts geht nun über das  Tiefenruder und die Höhe wird über das Seitenruder bestimmt. Am allergemeinsten ist aber der Umstand, das der Messerflug eigentlich immer mit Seite gestützt werden muss und jetzt noch die Höhenkorrektur über eben jenes Ruder erfolgt.

Fluglage03Ganz leicht ist das Seitenruder zum stützen ausgeschlagen

Es gibt aber noch mehr. Ganz langsam geflogen und den Arsch das Heck gesenkt, die Tragfäche nur vom Propellerwind umströmt, dann hat man einen Harrier. Auch der geht auf dem Rücken, das steuern ist wieder nicht einfach. Es gibt aber noch eine Fluglage, die für manche spektakulär aussehen mag, aber dennoch nur die Physik bis fast an die Grenze auslotet. Läßt man ein Flugzeug senkrecht steigen, so besitzt es eine Vertikalgeschwindigkeit v. Nun läßt man langsam Gas raus und v nimmt ab bis v=0. An diesem Punkt steht das Modell senkrecht in der Luft, weil die vertikale Beschleunigung der Erdbeschleunigung entgegen wirkt, so das sich beides aufhebt. Allerdings wirkt nun das Drehmoment des Propellers und dies wird mit dem Querruder ausgeglichen. Man rollt exakt in dem Maße des Drehmoments, das Modell ist in der Luft festgenagelt. Da dies einer Rolle über das Drehmoment entspricht heisst das dann auch entsprechend Torque-Rolle. Immer wieder schön mit viel Rauch und dem Applaus der Zuschauer.

Fluglage04Su29 in der Torque-Rolle

Jetzt habe ich über die wichtigsten Fluglagen schwadroniert, nur eines fehlt noch. Die unkontrollierte Fluglage. Wenn bei einem Flugzeug der Strömungsabriss eintritt, so können je nach Bauart unterschiedliche Dinge passieren. Modelle für Anfänger kippen nach vorne, nehmen Fahrt auf, die Tragflächen werden wieder umströmt, Auftrieb nimmt zu, das Modell fängt sich selber wieder ab. Manche kippen auch über die Seite weg und wieder andere stürzen in wilden Drehungen gen Boden und somit Richtung Werkstatt. Sach(un)kundige nennen das trudeln und dieser Zustand wird im Kunstflug gerne mit Absicht herbeigeführt. Allerdings sieht das dann nur unkontrolliert aus, in Wirklichkeit weiss der Pilot sehr genau was er tut. Jedenfalls meistens. Vor allem rechtzeitig dem trudeln entgegen steuern und wieder in eine „normale“ Fluglage kommen. Selbstredend braucht es dazu eine gewisse Mindesthöhe, sonst ist der Einschlag unabdingbar.

Sieht man sich vor allem Kunstflugmodelle einmal genauer an, dann fällt eines auf. Sie sind so schön bunt. Aber dies dient nicht nur der Optik, vor allem geht es darum Bauch und Rücken in der Luft unterscheiden zu können. Nichts ist schlimmer, als eine nicht erkannte Fluglage (abgesehen von warmen Bier). Viele Modelle haben so genannte Kunstflugstreifen an der Tragfläche. Meine Segler haben unten farbige Tragflächenspitzen und wenn ich die nicht sehe weiss ich, ich bin im Rückenflug und kann entsprechend agieren. Manche haben ein Design, das eigentlich nur an diesem bestimmten Typ zu finden ist, z.B. die Christen Eagle, oder die Pitts Special.

Vielleicht habe ich nun etwas mehr zur Bildung beigetragen, auch wenn dieses Wissen für die meisten vollkommen unnütz ist. Aber solltet ihr einmal einem Flugtag beiwohnen und eine Extra 300 einen Kunstflug darbieten, dann könnt ihr nun sofort sehen in welcher Lage das Teil ist. Ich für meinen Teil gehe jetzt in die Werkstatt, die letzte erkannte Fluglage knapp über dem Boden war nicht die vermutete.

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