Der Garten des Lebens

Im chinesischen gibt es ein schönes Sprichwort:

Wenn du eine Stunde glücklich sein willst, dann betrinke dich
Wenn du ein Jahr lang glücklich sein willst, dann heirate
Wenn du ein Leben lang glücklich sein willst, dann geh in deinen Garten

Zunächst mag es etwas sinnfrei sein, wie so viele schlaue Sprüche. Aber man sollte sich die Zeit nehmen und ein bisschen darüber nachdenken, irgendwann kommt die Erkenntnis, ja es stimmt. Um es dem Leser etwas leichter zu machen, möchte ich meinen Senf dazugeben. Genauer darüber nachdenken darf allerdings jeder mal für sich selber.

Viele kennen das, nach dem 4. Bier aus dem 3. Kasten ist die Welt wieder in Ordnung. Alle Sorgen sind weit weg, man macht Party, feiert mit Freunden, oder sitzt alleine an der Theke und shakert mit der Bedienung. Jemand erzählt einen Witz und egal wie schlechtt er ist, man lacht eben. Mit jedem Drink rückt der Alltag in immer weitere Ferne, läßt man sich gehen tanzt man sogar in der Disko, obwohl man weiss, dass man sich eigentlich lächerlich macht. Schließlich können alle anderen tanzen, nur selber kann man nicht. Aber egal, das Unterbewusstsein sagt einem „Scheiß drauf, die anderen können das in Wirklichkeit auch nicht.“  Ein kleiner Flirt hier und ein Bussie da, das ganze Dasein ist purer Spaß und Hedonismus in Reinstform.

Am nächsten Tag kommt das böse erwachen. Ein Schädel der bei der kleinsten Bewegung zu explodieren droht, ein Geschmack im Mund als ob darin nasse Hunde kopuliert hätten und der verdammte Alltag hat einen wieder. Schlecht bezahlte Jobs, neidische Nachbarn und die Gören von nebenan machen einem wieder das Leben zur Hölle. Aber in der kurzen Zeit der Betrunkenheit, da war man glücklich, auch wenn der Preis hoch ist. Man war für eine Stunde glücklich

Man lernt einen Menschen kennen und lieben, irgendwann zieht man zusammen und eines Tages wird geheiratet. Und sei es nur wegen der Steuer. Nach einem Jahr der Glückseligkeit übernimmt der Alltag die Kontrolle, man sieht nicht mehr über die Fehler des anderen hinweg, sondern man sieht sie wirklich. Aus der Flasche trinken, die Zahnpastatube in der Mitte drücken und überhaupt unterstützt einen der andere nicht genug. Die Unzufriedenheit nimmt zu. Hobbys werden nicht geteilt, gemeinsam aus gegangen ist man auch schon lange nicht mehr. Und Sex gibt es nur zu Feiertagen.

Eines Tages kommt der Punkt an dem man merkt: Man hat sich auseinander gelebt. Aber was tun? Für die ältere Generation ist es einfach, man rauft sich zusammen und wurschtelt sich weiterhin irgendwie durch das Zusammensein. Scheidung? Kommt gar nicht in Frage und wenn man noch so unglücklich ist. Trotzdem gibt es mehr als genug Scheidungen, die wilden Ehen sind dabei noch nicht mal erfasst. Dann wird es Zeit, daß man sich nach etwas anderem umsieht. Der neue Partner mag aufregend und vieeel besser sein als der andere, aber trotzdem ist das auch nicht fürs ganze Leben, alles geht von vorne los. Immerhin, das Jahr das man in der Ehe hat ist ein glückliches.

Nachdem man im Suff geheiratet hat, wieder nüchtern ist und die Scheidung endlich Rechtsgültigkeit erlangt hat sucht man dann nach Ablenkung. Was gibt es schöneres als in den Garten zu gehen? OK, mir persönlich fallen da sehr viele Dinge ein, Gartenarbeit ist wie der Name schon sagt arbeit. Meistens viel und noch mehr arbeit. Im Frühjahr wird geputzt, gesäht, im Sommer verwaltet, der Herbst läßt alles welken und im Winter ist alles tot. Doch genau dies ist der springende Punkt.

Nachdem die Beete umgegraben sind fängt man an zu pflanzen und zu sähen. Mit den eigenen Händen erschafft man neues Leben und gestaltet das Werk nach seinen Wünschen und Vorstellungen. Jeden Tag geht man in den Garten, gießt die Sprösslinge, sieht zu wie sie langsam größer werden und alles wächst. Man erfreut sich, wenn die Blüten langsam aufgehen und die Bäume und Sträucher mit ihren nun grünen Blättern Schatten vor der sengenden Sonne spenden. Alles steckt voller Kraft und man wähnt sich im Paradies.

Im Herbst beginnt der Verfall. Blätter werden braun, die lila Blüten weichen einer Kargheit, Früchte wurden schon alle geerntet. Man sieht jeden Tag wie aus dem Paradies eine Tristesse wird und denkt mit Wehmut an den vergangenen Sommer. Im Winter herrscht dann der Tod. Kahle Bäume, nackte Erde statt Blumen. Das miserable Wetter tut dabei sein übriges, aber egal, es gibt im Winter nichts zu tun, außer auf den Frühling warten. Man fühlt sich leer, alles ist so trostlos. Allerdings ist dieser Zustand nicht von Dauer, denn bald schon geht es wieder mit sähen los und der Kreislauf beginnt von neuem, Jahr für Jahr für Jahr.

Nach vielen Jahren hat man etwas gelernt. Nicht nur über seinen Garten, sondern etwas über das Leben. Das Leben verhält sich ähnlich wie ein Garten. Es wird mit und durch Liebe gesät, manchmal auch durch einen Unfall mit spröden Latex. Wie dem auch sei, ein Kind entsteht. Es wächst heran, wird größer. Wir erfreuen uns an der Tollpatschigkeit wenn die kleine Laura noch nicht richtig laufen kann und an den altklugen Sprüchen von Felix, der schon mit 8 Jahren alles zu wissen glaubt. Später sind wir stolz auf die Kinder, der Abschluss ist geschafft, der Job ist toll und wenn wir mal ehrlich sind: Jeder hat das beste und schlauste Kind von allen. Selbst wenn diese schon erwachsen sind. Ab und zu greifen wir ihnen unter die Arme, wie die Kletterrose an ein Gerüst gebunden wird. In all dieser Zeit werden wir alt bekommen Enkel und Urenkel.

Doch eines Tages wird auch uns einmal der Tod abholen kommen. Natürlich hoffen wir alle so spät wie möglich, aber auf ewig kann man es nicht ziehen, trotz den modernen medizinischen Fähigkeiten die wir haben. In unserem Herbst blicken wir zurück auf das was wir getan haben. Manches war gut, manches nicht, manches hätte man lieber anders gemacht. Doch dazu ist es nun zu spät, wir treten bald ab, der Winter herrscht in unserem Lebensjahr. Runzlig auf dem Sterbebett liegend denken wir was wir im Garten gelernt haben. Alles ist ein nicht enden wollender Kreislauf, wir sind Teil von ihm. Deshalb wissen wir schon lange was uns wirklich glücklich macht. Die Erkenntnis, das alles war, alles ist, alles sein wird.

Schon im Garten wurde uns dies bewusst, daher erfüllt uns dieser Kreislauf nicht mit Groll weil wir gehen müssen, sondern mit Glück weil wir Teil eines natürlichen Kreislaufes sind. Wir lernen im Garten das alles eine Zeit hat, so auch der Mensch als Person. Entstehen, Sein und Vergehen können wir in unserem Garten sehr anschaulich lernen. Wir können den Kreislauf förmlich sehen und erkennen eines Tages, das wir ein Teil des Ganzen sind. Dies sollte uns glücklich machen. Und weil wir in diesem Kreislauf wieder zurück kommen. Eines Tages.

herbstDer Herbst beginnt, die Blüten treten ab bis nächstes Jahr

Miederwaren, Meeting, Muggabaddschr

Wenn man mit offenen Ohren durch die Straßen paced, dann hört man die Kids, aber auch die Erwachsenen immer mehr, die kein deutsch mehr können. Well, diese Menschen können schon noch deutsch und selbst mir passiert es auch immer wieder. Alle Nase lang rutschen einem Wörter über die Zunge, die eigentlich nicht deutsch sind, manchmal englisch, manchmal auch nur dass es sich englisch anhört. Es geht mir um anglizismen und denglisch. Viele finden es voll cool ständig mit denglischen Wörtern um sich zu werfen. Natürlich benutze ich auch manchmal englische Wörter weil sich diese etabliert haben, aber meistens sage ich zum Computer Rechner, weil er exactly das tut: rechnen. Wenn ich daran arbeite, z.B. einen Blog verfasse ist es eine Mühle und wenn ich happy bin ist mein Rechner eine Möhre.

Oder nehmen wir unser mobiles Telefon. Einst war es ein Handy, was im englischen zwar keinen Sinn ergibt, sich mittlerweile aber als deutsches Wort eingenistet hat. Anyway, es ist halt so, man muss nur im Ausland aufpassen was man sagt. Heutzutage hat aber kein Mensch mehr ein Handy, heute hat man ein Smartphone. Was an diesem Ding schlau sein soll erschließt sich mir aber dann auch nicht so ganz. Ständig chillen die Jungen mit dem Smartphone in der Hand, reden tun sie dabei nicht, warum auch, es gibt genug Applications die einem bei halbwegs vernünftiger Connection die Kommunikation ermöglichen.

Selbst meine eigenen Oldies sind nicht davor gefeit. Meine Mum hat jetzt einen E-Bookreader, den sie in der Buchhandlung beim Sale günstig abgegriffen hat. Der Speed ist nicht der beste, aber für ein Modell das nicht mehr up to date ist absolut top. Es tut was es soll und blättern funktioniert in bester Performance. Meistens blättert man ja, also ist der Rest nicht ganz so wichtig. Dann sitzt sie ganz relaxt in ihrem Sessel und vergnügt sich mit Krimis. Das ist schon praktisch, keine overfilled Regale, kein Streß beim einkaufen, das geht alles online ganz gut über das WLAN.

Ich selbst mache auch viel über das Internet. Ganz comfie von der Couch aus shoppen, das hat was. Schnell sind die Preise auf verschiedenen Homepages verglichen, der günstigste ist auch gleich gefunden. Von den Search-Engines die einem den günstigsten Preis und wegen mir gleich noch ein Rating der Händler anbieten nehme ich gerne Abstand. Zu oft ist das doch nur cheaten der Händler, der beste Preis wurde gegen Geld gekauft. Das lasse ich mir doch nicht gefallen, das gibt einen dicken, fetten Dislike. Obwohl… Eigentlich it’s not my business.

Bei Kleidung und Food sieht es schon wieder etwas anders aus. Bei einem schönen Citywalk in die Schaufenster blicken, irgendwo einen Cappuchino genießen, das hat was. Zur Not tut es auch mal ein Coffee to go. Blöd ist nur unsere Wohnlage, da fahre ich lieber mit dem Auto als mit dem Bike. Auch die Einkäufe lassen sich dort besser verstauen als in Sidebags. Und mit Inlineskates ist das fast ganz unmöglich. Wenn es weiter weg zum bummeln geht, dann kann man ja Park-and-Ride nutzen und mit einem Ticket für die Linie 3 mit der Subway nach Stuttgart fahren.

Wäre für die tägliche Arbeit auch nicht schlecht, aber im Schichtbetrieb mit sehr schlechter Anbindung kann ich das ganz easy vergessen. Einen Chauffeur kann ich mir als Assistent of Facility-Management nicht leisten, das kann nur der Boss. Oder wie man heute sagt, der CEO (Chief Executive Officer). Wenigstens bin ich c/o meines Modellflugvereines, doch leider habe ich davon keinen einzigen Vorteil. Was fragt sich der Leser, c/o? Das heisst „care of“ und stand wirklich so bei meiner Home-Address, als das Amtsgericht meine Eintragung als Vorstand bestätigt hat. Also nicht einmal die Staatsorgane halten sich an die Amtssprache. Wo soll das noch hinführen…

Das führt zu einer Aufweichung der deutschen Sprache. Überall findet man nur noch Light-Produkte, Flatrates und Event-Manager. Das muss doch nicht sein, denn in good ol‘ Germany darf man doch die Landessprache anwenden. So schlimm ist deutsch dann doch auch wieder nicht. Natürlich, andere Sprachen sind schöner, höre man sich mal französisch an, aber von polnischem oder arabischen Sound will ich das jetzt nicht behaupten.

All in all kann man schon sagen, das wir zu viele Anglizsimen und denglisch benutzen und die englischen Phrases auch noch falsch anwenden. Wenn man die „zeitgerechte Lieferung“ in „gerade noch rechtzeitig“ umtauft und übersetzt, ja dann kommt Just-In-Time heraus. Wir leben eben in einer Welt, in der alles durchgestylt werden muss, nicht nur der Body, sondern auch die Sprache. Nun könnte man sagen „eine Sprache wandelt sich im Laufe der Zeit“, was durchaus stimmt. So wurde aus der Hure was einst Herrin bedeutete, ein Beruf mit sehr anzüglichem Charakter. Immerhin, dieses Wort wandelte sich innerhalb der gleichen Sprache, im Gegensatz zu den Wörtern die zusätzlich hinzukommen.

Eine perfekte Lösung für dieses Problem gibt es natürlich. Schaffen wir alle Sprachen ab und sprechen nur noch schwäbisch. Weil schwäbisch isch halt a scheene Schproch, rund und wenn mrs ko dem französischa Singsang. S gibt so scheene Wördr wie „Bombobabierle“, „Muggabaddschr“ oder „Herrgottsbscheisserle“. No gibts halt koi Home Office meh, sondrn mr schafft dhoim. Aus Heavy Metal wird oifach gscheite Musik und mitm Rechnr gibts koin Download, sondrn uff dr Mühle schpeichern. A Action-Cam isch no a klois Kamerale und aus X-Mas wird no wiedr Weihnachta.

In dem Sinne beende ich diesen Post, schließlich gibt es noch ein life neben WordPress und das sagt mir: Shutdown Computer.
Franz  Der Union Franz

Am Rüßel der Wahrheit

Ein indischer Raja versammelte blinde Männer um sich, damit sie einen Elefanten untersuchen. Jeder untersuchte einen anderen Teil des Tieres und sie waren sich am Ende uneins wie ein Elefant denn nun sei. „Wie ein Topf“ sagte der, der den Kopf betastet hatte. „Nein, wie eine Pflugschar.“ meinte einer, nachdem er die Stoßzähne befühlte. Einer der Blinden sagte „Ein Elefant ist wie eine Säule„, obwohl es nur ein Bein war und so weiter. Jeder hatte einen völlig anderen Eindruck von dem, was ein Elefant sei. Dieses Gleichnis gibt es in einigen Varationen, doch der Kern ist immer der gleiche. Wahrheit ist nur das was wir erkennen können.

Egal was wir erkennen, schlußfolgern und tun, es ist immer Subjektiv. Dazu ein einfaches Beispiel. Ein Rostbraten, oder Steak muss Medium sein, ansonsten schmeckt es nicht. Das ist nunmal die Wahrheit, die einige nicht erkennen wollen und lieber „durch“ bestellen. Nunja, das kann man sich dann unter den Schuh nageln, aber bestimmt nicht essen. Wobei, deren Wahrheit sieht vielleicht etwas anders aus, ist es nicht durch, dann ist es es zäh. (Jetzt muss an dieser Stelle erwähnt werden, durch ist wirklich eine Todsünde am Fleisch, dieses Tier ist völlig umsonst gestorben.)

Laufen wir an einem Fluß entlang, weit und breit keine Brücke, aber wir wollen übersetzen. Ist das Wasser tief? Nein, man kann durchlaufen sagt einer und meint dabei Wasser bis zum Gürtel. Ein anderer bezichtigt ihn der Lüge, denn durchlaufen sollte nur bis zu den Waden nass machen. Und doch haben beide Recht, jeder hat seine eigene Wahrheit. Wenn es dann noch zu regnen anfängt, dann ist es für andere erst ein mildes tröpfeln.

Wahrheit kann niemals Objektiv sein. Denn selbst wenn man fixe, unumstößliche Tatsachen hat gibt es immer noch Raum für Subjektivität. Die Sonne und das ist Fakt, ist sehr weit weg, ca. 150.000.000 Kilometer. Von wegen, bis zum nächsten Stern sind es 40.000.000.000.000 Kilometer, das nenne ich weit weg. Und das ist nur der nächste Nachbar. Noch weiter weg will ich jetzt nicht gehen, sonst besteht dieser Beitrag nur noch aus Nullen. Trotzdem, für mich ist die Sonne nicht weit weg, obwohl die Entfernung für Erdverhältnisse gigantisch ist. Alles nur relativ.

Jeder Mensch sieht nur seine eigene Wahrheit. Aber kann man dies verübeln? Nein, wir sind einfach so. Passende Tatsachen werden verstärkt, unpassende abgeschwächt, manchmal sogar total ausgeblendet. Exakt in diesem Moment hat man nur noch den Rüßel des Elefanten der Wahrheit in der Hand. Können wir aber dennoch den ganzen Elefanten erblicken und erkennen? In den allermeisten Fällen wohl Nein. Man wird selbst zum Blinden. Man sieht nur den eigenen Schaden am Auto, sieht aber nicht den Unfallgegner dessen Auto noch mehr beschädigt wurde. Und sowieso Schuld hat.

Bei all der Wahrheit darf man nun eines nicht vergessen. Das menschliche Gehirn. Oft täuscht es uns durch mangelhaften Input, oder einfach nur durch ein schlechter werdende Erinnerungen. Mal ehrlich, wer weiss denn noch, was er am 4. Juni 2011 mittags gegessen hat? Hier müßen wohl (fast) alle passen. Aber es ist kein Wunder. Wenn es nicht gerade der Hochzeitstag war, dann ist diese Erinnerung nicht wichtig und verblasst im Laufe der Zeit. Leider passiert dies mit fast allen Erinnerungen im Alltag, wenn man sie nicht öfters (z.B. im Beruf) abruft. Das kennt man auch beim einkaufen, Milch ist wichtig, die Schokolade für die Kinder auch, aber der Zwieback für den Tee bleibt im Supermarkt ungekauft zurück. So ist es auch kein Wunder, dass sich Unfallzeugen dann ein halbes Jahr später vor Gericht nicht mehr richtig erinnern können, die Gesamtheit der Wahrheit nimmt also stetig ab. Dies bedeutet aber nicht automatisch, daß die Lüge im gleichen Maße zunimmt.

Dann kommt noch ein weiterer Faktor dazu, das Umfeld. Der Urlaub war schön und die Pizza bei Toni perfekt. Der Partner meint Enrico und durch ständige Wiederholung bei den Grillabenden bleibt Enrico im Gedächtnis, obwohl es in diesem Punkt nicht stimmt. Der lustige Bart, ja an den kann man sich noch gut erinnern, aber der Name? Im schlimmsten Fall liegen beide falsch und schon wird aus Luigi erst Toni, dann Enrico. Diese Falschinformation ist nun Teil der Wahrheit geworden, obwohl man es doch besser wissen könnte. Aus dem Schwanz des Elefanten der Wahrheit wird ein Pinsel. Auch unser Unfallzeuge wird beeinflußt. Berichte in den Medien, die aber nur einen Teil kennen und möglicherweise leicht verfälscht wieder geben. So wird ganz schnell aus einem dunkelblauen Auto das dunkelgrüne das auch beteiligt war. Jeder glaubt nun die die Wahrheit zu sagen, somit ist es keine Lüge und der Falsche darf den Schaden bezahlen, denn der Richter muss sich auf die Blinden verlassen, die ihm den Elefanten beschreiben.

Selbst erkennen wir das nicht. Wie oft sitzt man mit seinen Freunden zusammen und muss sich gemeinsam die alten Anekdoten aus der Jugend zusammen basteln, weil die Erinnerung verblasst, oder falsch ist. Jeder kennt einen Teil der Geschichte und selbst wenn man alle gefunden Puzzleteile zusammenfügt fehlen die Ohren am Elefant der Wahrheit. Es ist uns einfach nicht bestimmt die Wahrheit in ihrer Gänze zu erkennen, dazu ist unser Hirn zu klein und unvermögend. Aber solange wir das wissen macht es nichts, denn in der Gesamtheit unseres Umfelds können wir gemeinsam in Teamwork den größten Teil sehen. Seien wir also nicht böse, wenn wir den Rüßel für eine Schlange halten. Beraten wir uns kritisch gemeinsam und finden ein Lösung, um die Wahrheit zumindest in weiten Teilen erfassen zu können. Selbst wenn wir blind sind, tasten wir am Ohr weiter und entdecken die Stoßzähne. Wenn das jeder macht kennen wir den Elefant der Wahrheit. Und doch erkennen wir ihn immer noch nicht ganz, denn eines fehlt uns als Wahrheitsblinde: Das Wissen, das Elefanten in Wahrheit blau sind.

WahrheitEin Elefant? Ein Modell eines Elefanten? Ein Bild eines Modells eines Elefanten? Rasende Elektronen im Computer des Lesers?

Der Weg ist das Ziel

Vor ein einigen Jahren wanderte ich mit ein paar Freunden im Winter ab und zu in ein nahe gelegenes Naturfreundehaus mitten im Wald. Es war toll, man kennt die Wege in und auswendig und so war es im dunkeln auch nie ein Problem, sondern eine wunderbare Nachtwanderung. Auf einer dieser Wanderungen kamen wir beim unterhalten darauf, warum wir das machen und einer meinte dann „Der Weg ist das Ziel.“ Diesen Spruch hatte er aus dem Buddhismus aufgeschnappt, aber völlig falsch verstanden, so wie wohl die meisten Nichtbuddhisten. Ich selbst würde mich als 2/3-Buddhist bezeichnen, weil ich zwar sehr stark daran angelehnt bin, aber viele Dinge vernachlässige. So wie die Christen den Kirchgang, das Gebet und oft auch die Nächstenliebe. Heute möchte ich mal ein bisschen Licht in die Sache bringen.

Der Weg der eigentlich gemeint ist nicht eine Wanderung durch den Wald. Oder der Bau eines Baumhauses nur um des bauens willen. Der Weg den Buddhisten meinen ist der „achtfache Pfad.“ Er entspricht einem Regelwerk das für uns nur etwas unglücklich benannt worden ist. Ich vergleiche das nicht gerne, aber trotzdem mit den 10 Geboten. Auch die sind ein Regelwerk. Beiden ist jedenfalls eines gemeinsam. Wer die Regeln befolgt bekommt automatisch die Belohnung, sei es der Himmel, oder im anderen Fall das Durchbrechen des ewigen Kreislaufs des Lebens (Samsara), gerne auch als Nirvana bezeichnet. Wer die Regeln nicht befolgt darf nach dem tod ins Fegefeuer, bzw. wird wiedergeboren um den ganzen Mist nochmal machen zu müssen. Wir alle wissen doch aber, das es unglaublich schwierig ist sich an diese Regeln zu halten. Schnell hat man eine Kleinigkeit gestohlen. Schrauben in der Werkstatt, Papier im Büro und meinetwegen ein Stück Schokolade von der Oma. Nur mal als einfache Beispiele.

Wie sehen jetzt diese Regeln, dieser achtfache Pfad aber aus? Dies will ich hier kurz erläutern.

  1. Rechte Erkenntnis
    Der Mensch soll die vier edlen Wahrheiten erkennen.
    – Leben ist Leiden, z.B. durch Krankheit, Tod usw…
    – Ursache des Leidens ist Begehren (nach mehr), Abneigung (Neid, Hass, Missgunst) und die Unwissenheit darüber.
    – Durch das restlose Vergehen endet das Leiden (Eintritt ins Nirvana)
    – Durch das Folgen des achtfachen Pfades kann das Leiden erlöschen
  2. Rechte Gesinnung
    Jeder sollte seine Gedanken und sein Tun überdenken und nichts negatives weder nach aussen, noch nach innen tragen. Verlangen führt zu Neid, Neid zu Missgunst, Missgunst zu Hass. Es gibt noch Verblendungen in denen man nichts mehr erkennt als die eigene Wahrheit die man sich zurecht gebastelt hat. All diese Dinge und noch ein paar mehr, gilt es zu unterbinden, auch wenn es nicht immer einfach ist wenn man nicht negativ über den Einbrecher in der eigenen Wohnung denken soll, oder von seinem alten Handy auf das neuste Smartphone des Nachbarn schielt. Man sollte nicht unzufrieden sein mit dem was man nicht hat, sondern zufrieden mit dem was man hat. Ich persönlich finde die Zufriedenheit als eines der höchsten geistigen Güter die wir haben sollten.
  3. Rechte Rede
    Dieses gibt es fast 1:1 in den 10 Geboten: Du sollst nicht lügen. Aber hier geht es noch etwas weiter, jedes gesprochene Wort soll nicht negativ sein, nicht einmal der Gedanke daran. Es beinhaltet Höflichkeit, heutzutage vielfach unterschätzt und viel zu wenig angewendet. Und alles was gesagt wird soll in Liebe geschehen. Auch dem gegenüber den man eigentlich gar nicht leiden kann. In einem berühmten Buch hat mal jemand gesagt „Liebe deine Feinde.“
  4. Rechtes Handeln
    Was wir tun muss rechtens, ethisch und moralisch einwandfrei sein. Nicht stehlen, betrügen usw… Ähnliche Regeln finden sich eigentlich in fast allen Religionen und Philosophien und ich denke dem muss ich nichts mehr hinzu fügen.
  5. Rechter Lebenswandel
    Nun, ich denke das spricht für sich selber. Nicht mit jedem/jeder wilden Sex haben, sich nicht berauschen und was es sonst noch so gibt was verpönt ist. Ausschweifung sind zu vermeiden, egal in welcher Form man sich der Lust hin gibt. Es gibt sogar einige Berufsgruppen die man nicht ausüben sollte. Waffen-, Tier-, Drogenhandel und noch ein paar mehr.
  6. Rechtes Streben
    Die innere Einstellung muss stimmen. In dem Moment in dem negative Gefühle aufkeimen soll man sie unterbinden und in etwas positives verwandeln. Nicht neidisch sein auf die Satellitenschüßel des Nachbarn. Der hat 317 Kanäle zur Auswahl, aber die wenigen die man selbst hat besitzen wenigstens Qualität. Und somit wird aus dem Neid eine Zufriedenheit.
  7. Rechte Achtsamkeit
    Was man tut soll man mit voller Aufmerksamkeit tun. Dies gilt für die Gedanken genauso, wie für die physische Welt. Konzentriert über eine Sache nachdenken, ohne ab zu schweifen. Als Nebeneffekt lassen sich damit viele Probleme über die man nachdenkt schneller lösen. Wenn man etwas tut darf man sich nicht ablenken lassen, wenn das Katzenklo geputzt wird wird das Katzenklo geputzt und dabei nicht an die fällige Steuererklärung gedacht. Wenn man isst, dann isst man man und schaut nicht nebenher fern. Oder anders herum. Meine Partnerin kann das schon nicht mehr hören, aber ich sage öfters einfach nur „Achtsamkeit„. Sie sieht aber in ihrem Multitasking eine Zeitersparnis, was dann aber manchmal schief geht, weil ohne Achtsamkeit landet der Paprika nicht in der Pfanne, sondern auf dem Boden. Wenn die Augen auf den Kater und nicht auf den Weg gerichtet sind, bleibt man eben mal an einem Pflanzenkübel hängen. Wobei ich zugeben muss manchmal auch nicht besser zu sein, weil es doch sehr schwierig ist wenn man viel um die Ohren hat. Meine Schienbeine sehen dank der Pflanzenkübel nicht immer gut aus.
  8. Rechte Meditation
    Sinn und Zweck der Übung ist die Kontrolle über den Geist. Egal was wir tun, meistens schweifen die Gedanken ab (Achtsamkeit habe ich gesagt) und schnell rasen die Gedanken nur so dahin. Wie zappen beim Fernsehen, man denkt an alles, hat am Schluß aber nichts erreicht. In der Meditation konzentriert man sich voll und ganz auf seinen Atem. Wenn ein Gedanke kommt, dann läßt man ihn einfach weiter ziehen und fühlt nur noch das Atmen. Wobei man an dieser Stelle sagen muss, es gibt viele Arten der Meditation, z.B. auch Bewegungsmeditation. Für meine Mutter ist die arbeit in ihrem Garten Meditation, für mich ist das nur viel Schweiß und Muskelkater.
    Erst wenn man seinen Geist und somit seine Gedanken kontrollieren kann, erst dann kann man sich auf wesentliches besser konzentrieren (Sagte ich Achtsamkeit?). Und erst dann kann man gezielt negatives in positives umwandeln. Und nur dann kann man Verblendung, Neid, Missgunst und Hass hinter sich lassen, was für das Durchbrechen des Zyklus der Wiedergeburt essentiell ist.

In der westlichen Welt hat man für „Der Weg ist das Ziel“ eine eigene Philosophie gefunden. Natürlich, das Ziel ist nicht unwichtig, aber der Weg spielt dennoch die größere Rolle. Nehmen wir mal einen Leichtathleten. Natürlich will er weiter springen als die anderen, als erster die Ziellinie überqueren, oder die Kugel am weitesten stoßen. Aber trotzdem gilt tatsächlich dieser Spruch wie die meisten ihn verstehen. Das harte Training, die Beschäftigung mit seinem Körper, das fit halten ist der Weg. Darum tut man das. Wenn allerdings das Lorbeer auf dem Haupt sitzt, dann geschieht dies automatisch, weil zuvor alles richtig gemacht hat und alle anderen eben nicht zu 100%.

Nun habe ich nur noch ein Ziel, den nächsten Blog zu schreiben. Aber das tue ich um des schreibens willen, das ist mein Weg.

Treppe01Die Wege die wir bestreiten sind oft lang und schwierig.

Demokratie

Es war einmal vor langer Zeit, da wurde in Griechenland eine neue Politik erfunden. Nicht ein König wurde von Gott auserkoren zu herrschen, nein, das Volk sollte seine Herrscher selbst bestimmen. Zumindest durften männliche Vollbürger entscheiden, z.B. Sklaven und Frauen blieben dabei außen vor. In der Antike war dies ein Novum. Und heute? Heute ist die überwiegende Staatsform auf der Welt die Demokratie. Das Wort bedeutet Herrschaft des Staatsvolkes, wobei ich mich selber zwar als Teil des Volkes ansehe, aber herrschen werde ich sicherlich nicht. Dennoch bin ich ein Verfechter von Demokratie. Nicht weil es das beste System ist, sondern weil es zur Zeit am besten funktioniert.

Die Vorteile der Demokratie dürften hinlänglich bekannt sein. Aber sie ist eben nicht perfekt, weil der Mensch nicht perfekt ist. Es gibt immer wieder Mißstände in den Entscheidungen. Es wurde ein Vertreter für das Volk, sagen wir mal die Region in der ich lebe, von der Mehrheit gewählt. Selbst wenn ich mit diesem Vertreter einverstanden bin, es gibt eben nicht in allen Punkten eine Übereinstimmung der Meinung. Meinetwegen teilt er 70% meiner Denkweise. Und die restlichen 30%? Mit denen bin ich nicht einverstanden, somit werden nicht alle Entscheidungen die er trifft meine Zustimmung finden. Und hier liegt einer der Hunde begraben. Egal ob ich jemand in ein Parlament wähle, oder das Staatsoberhaupt direkt, es bleibt ein Kompromiss. Man wählt in Wirklichkeit nicht was man will, sondern was für einen individuell das kleinste Übel darstellt.

So manche politische Entscheidung ist nicht beliebt. Wenn es nach dem Volk ginge, dann gäbe es keine Steuern, aber die Straßen sähen dementsprechend aus und Schulen wären für die Eltern richtig teuer. Das will man aber auch nicht. Also wird sich hier über den Willen des Volkes eingesetzt. Das mag man in diesem Fall ja noch einsehen, aber es gibt auch Fälle in denen das Volk komplett übergangen wird. In meiner Heimatstadt gab es in den 70ern eine Abstimmung, ob die sogenannte „Westumgehung“ gebaut wird. Mit niedeschmetterndem Ergebniss wurde dies von den Bürgern abgelehnt. In den 90ern gab es noch einmal eine Abstimmung, hier fiel das Ergebniss knapper aus. Aber auch nur, weil Teile des Landkreises die nichts damit zu tun haben gefragt wurden. Aber auch hier wurde die Umgehung abgelehnt. Was macht der gewiefte Politiker? Eine Kreisstraße in der Nähe wurde auf die Trasse der geplanten Umgehung verlegt. Und wenn man schon dabei ist, kann man sie auch gleich ausbauen. Jetzt haben wir trotz negativer Abstimmung die Westumgehung. Ist das noch Demokratie? Ich halte das für eine Sauerei.

In einer Demokratie erwartet man eigentlich eine Wahl, aus mehreren Kandidaten wird einer gewählt, der einem genehm ist. Das mag im Großen noch funktionieren, da sich doch noch einige Bürger engagieren, aber im Kleinen funktioniert das oft nicht mehr. Gerade in Vereinen ist doch jeder froh wenn es jemand gibt „der es macht“. Als ich zum Vorstand gewählt wurde gab es zur Auswahl für jeden Posten ein Mitglied. Heutzutage will niemand mehr Verantwortung übernehmen und so ein Posten ist auch immer mit etwas arbeit verbunden. Das wird gescheut, die Mitglieder eines Verein wollen in Ruhe ihrem Hobby fröhnen, aber ansonsten nichts investieren. Damals stellten wir kurz unsere Ziele vor und anschließend wurde geheim gewählt. Wobei das Ergebnis eigentlich schon vorher fest stand, alles andere wäre eine Überraschung gewesen. Aber ist das noch Demokratie? Ich halte das für aus der Verantwortung ziehen.

Gehen wir wieder in die etwas größere Politik. Bei der letzten Bundestagswahl 2013 hatte die CDU mit 37,2% die Wahl gewonnen. Dies ist allerdings der relativen Mehrheit geschuldet. In Wirklichkeit haben 62,8%, also die absolute Mehrheit diese Partei nicht an die Spitze gewollt, zumindest nicht gewählt. Also kommt eine Fraktion an die Macht, die die Mehrheit gar nicht will. Schlimmer noch, die Wahlbeteiligung lag bei 71,5%, jetzt rechnen wir einmal nach. Von 62 Mio. Wahlberechtigten haben sich sich 16,2 Mio. für den Sieger entschieden. Das sind aber nur 26,1% und das ist alles andere als die Mehrheit. (Zahlen von http://www.bundeswahlleiter.de) Nun ist der allergößte Teil des Wahlvolkes nicht für eine bestimmte Partei und trotzdem gewinnt sie. Ist das noch Demokratie? Naja, gerade noch so. Man könnte es nun auch so machen: Der letzte fliegt aus der Liste und dann wird so lange gewählt, bis eine Partei die absolute Mehrheit hat. Dieses Verfahren wäre zwar etwas gerechter, würde die Wahl bei ca. 30 zur Wahl gestellten Parteien über Monate hinaus ziehen. Praktikabel ist das sicherlich nicht.

Es gibt sicherlich noch unzählige Beispiele, in denen die Demokratie ihre Schwächen zeigt. Dennoch haben wir momentan kein besseres System. Ein König kann tun was er will, ob das gut fürs Volk ist sei dahingestellt. Eine Diktatur möchte auch niemand, denn hier leidet die Freiheit. Kommunismus und Anarchie (Obacht! Hat nichts mit Gewalt zu tun, das wäre eine Anomie) kann nur dann funktionieren, wenn sich der Mensch und die Gesellschaft ändern. Das wird aber so schnell nicht der Fall sein. Also werde ich brav mein Kreuzchen machen, in der Hoffnung nicht allzu weit von meinem Ideal weg gewählt zu haben.

Alle Menschen sind sterblich

Lange leben wollen alle, aber alt werden will niemand.“ pflegt meine Großmutter (derzeit stolze 93 Jahre alt) zu sagen. Und damit hat sie recht. Was heißt aber lange, 200 Jahre, 500 Jahre, oder ewig? Was ist daran erstrebenswert ewig zu leben, wenn der Körper verfällt. Aber setzen wir einach mal voraus, der Körper bleibt in einem Alter zwischen 30 und 50 stecken. Keine Alterskrankheiten, im besten Alter. Aber leider sind die Konsequenten drastisch.

Nehmen wir mal die Bevölkerungszahlen. Wenn niemand mehr stirbt, dann wird die Menschheit explodieren. Wir haben jetzt schon zu wenig Platz auf der Erde, auch wenn das ungerecht verteilt ist. In Europa und Amerika haben wir noch Platz, in anderen Ländern sieht das anders aus. Die Verteilung der Nahrung wird ebenfalls immer ungerechter, die 3. Welt bekommt noch weniger und wir haben weiterhin mehr als genug. Wie können wir all diese Menschen ernähren, wenn wir eines Tages die 20 Milliarden überschritten haben? Oder 100 Milliarden, oder noch mehr? Ganz einfach, gar nicht. Die meisten Menschen müßten dann leiden. Wo sollen wir wohnen, arbeiten uns in der Freizeit aufhalten? Das ist ein Problem, denn wir haben schlichtweg keinen Platz.

Der nächste Punkt ist das finanzielle. Die Menschen gehen dann in Rente, aber irgendwann arbeitet niemand mehr, weil alle im Rentenalter sind. Das ist nicht finanzierbar, genauso wie die täglichen Ausgaben wie Miete, Versicherungen, Auto usw… Ohne Rente kann dies nicht bezahlt werden. Andernseits, auch bei den Versicherungen arbeitet niemand mehr, also wäre das egal, im Gegensatz zu den Läden in denen man Lebensmittel, Kleidung und sowas kauft. Spannend werden die Frisuren, alle Frisöre sind in Rente. Dies kann man nur umgehen, indem man immer arbeitet und am besten das System Geld durch ein nonmonetäres System ersetzt.

Man dürfte keine Kinder mehr auf die Welt bringen, aber dann bleibt die Entwicklung der Menschen stecken. Keine neuen genetischen Impulse, alles stagniert. Das wäre mehr als langweilig. Zumal die Erbkrankheiten dann sicherlich zunehmen werden. Dann lebt man zwar ewig, ist aber unter Umständen sehr krank. Das macht dann weder Spaß, noch Sinn.

Individuell betrachtet ist ewiges Leben auch nicht ohne. Irgendwann hat man alles gesehen. Vielleicht sogar die ganze Welt bereist, dann fängt die Langeweile an. Was soll man noch tun, es gibt nichts neues mehr zu tun. Den ganzen Tag in der Sonne sitzen mag ja ein paar Tage schön sein, aber nicht für immer, der Mensch braucht Abwechslung, neue Impulse. Der Geist will gefordert werden.

Ewige Menstruation. Ich weiss nicht was dann Frauen demjenigen, der das vorschlägt alles an den Kopf werfen. Mit etwas Glück Worte, mit Pech Bücher und wenn eine Frau stark genug ist einen ganzen Kleiderschrank. Und zwar einen vollen. Nein, manche Dinge möchte man nicht ewig haben.

Es gibt aber noch eine Steigerung zur Unsterblichkeit. Der einzige zu sein. Dies würde zwar viele Probleme erschlagen, siehe oben, aber das wäre der Horror pur. Erst sterben diejenigen mit denen man aufgewachsen ist. Dann die eigenen Kinder, die Enkel usw… Man lernt eine neue Liebe kennen, aber die bleibt auch nur ein paar dutzend Jahre. Alle Menschen die man irgendwann trifft gehen, aber selbst bleibt man. Das mag man eine zeitlang ertragen, aber wenn man die Personen wirklich liebt, dann wird das irgendwann zu viel. Im nächsten Schritt fängt man an niemand mehr an sich heran zu lassen. Wer nicht da ist den kann man nicht verlieren. Es beginnt die Phase der Abkapselung. Letztendlich ist man nur noch einsam. Will man das? Ich glaube nicht.

Am Ende ist es vielleicht doch ganz gut so wie es ist. Etwas entsteht, bleibt eine gewisse Zeit und geht wieder. Das alte macht Platz für das neue, so kann eine Entwicklung stattfinden, so setzt man sich Ziele, die man schaffen will bevor man der Welt Adieu sagen muss. Ein kleines bisschen länger ist bestimmt ganz nett auf der Welt. Aber für immer? Spätestens wenn sich die Sonne zu einem roten Riesen aufbläht und Leben auf der Erde unmöglich macht, muss auch der letzte auf der Welt sterben. Ich freue mich über die Zeit die mir noch bleibt und wenn ich mich dann eines Tages umdrehe will ich sagen können: Ich war da, es war schön, bis zum nächsten mal.

Von gutem und bösem

Ein Mann erschiesst seine Frau. Dafür wird er verurteilt und muß ins Gefängnis. Der Richter, die Presse und das Volk ist sich einig, der Täter ist böse. Sehr böse. Vor allem weil er schweigt. Aber stimmt das? Woher haben wir als Zuschauer und Öffentlichkeit die Informationen, die diesen Täter zum Bösen abstempeln? Wir haben sie in der Regel aus der Presse, aber die kann einfach auch nur manipulativ sein. Wir wissen nicht, dass seine Frau ihn geschlagen hat. Auch in den Unterleib, so lange und so oft, bis er keine Erektion mehr bekommen konnte. Aber an wen sollte er sich wenden, diese Geschichte würde ihm keiner glauben, eine Frau die ihren Mann schlägt. Wenn er gehen würde, hatte sie ihm angedroht, dann findet sie ihn und bringt ihn um. Er wusste sie meinte es ernst, denn sie hatte ihn im Zorn schon einmal die Treppe herunter gestoßen. Die Ärzte glaubten sein stolpern. Als sein Großvater starb, fand er beim entrümpeln in einem Kellerschrank eine alte Pistole und einige Patronen. Er wußte was er zu tun hatte um sich zu befreien.

Der Mord zur Einleitung ist nur ein Beispiel. Ist dieser Mann wirklich böse? Wohl eher ein armes Würstchen das keinen Ausweg mehr sah. Einer von den Guten ist er sicherlich nicht, das abgrundtief böse auch nicht, er steckt wohl irgendwo dazwischen. Ist gut und böse doch nicht so schwarz/weiß wie viele glauben?

Das Böse definiert sich als etwas, daß das uns in Absicht schaden will. Es ist moralisch und ethisch falsches Handeln. Aber genau dort ist es nicht klar. Selbst wenn die Absicht besteht Schaden zu zu fügen, ist es noch lange nicht böse. Sonst wäre der Löwe der eine Antilope reisst auch böse, aber sein Handeln entsteht aus Hunger und dem Drang sich und sein Rudel ernähren zu müßen. Auch wenn Menschen das manchmal etwas anders sehen, die Natur an sich kann nicht böse sein, das kann nur der Mensch über seinen Intellekt und den freien Willen seiner Handlungen. Der Mensch ist gewissen Regeln des zusammenlebens verpflichtet, ansonsten hätten wir uns wohl schon lange selbst ausgerottet.

Einige dieser allgemeinen Regeln sind in unserer Moral verankert. Diese bestimmt unser Handeln, ist aber von der Gesellschaft abhängig. Bei uns Westeuropäern ist es z.B. absolut unmoralisch Hunde zu essen. Dies liegt mit Sicherheit zum einen an der Geschichte, der Hund war unser Helfer. Er warnte die Höhlenmenschen vor Raubtieren und half bei der Jagd. Durch Züchtungen entstanden im Lauf der Jahrtausende viele Rassen, man kam ab vom reinen Helfer zum Freund. Der Niedlichkeitsfaktor bei den Yorkshires sagt unserer Moral, so etwas isst man nicht. In anderen Ländern sagt man sich, es ist Fleisch und wir essen Fleisch. Diese Menschen verstehen nicht, warum wir keine Hunde essen.

Die Moral lehrt uns anderen keinen Schaden zufügen zu wollen, nicht mal Unangenehmes. Im Prinzip definieren wir so das Gute. Und somit wird ein (potenzieller) Schädiger als das Böse definiert. Aber diese Definition hat ihre Tücken im Detail. Ein Arzt amputiert ein Bein, ist das böse? Laut Definition ja, aber da er größeren Schaden, z.B. den Tod abwenden will ist das wiederum gut. Eigentlich ist das gut und böse zugleich. Hier offenbart sich ein Dilemma, eine klare Grenze kann nicht immer gezogen werden, sondern es gibt nur Tendenzen in die eine oder andere Richtung, im Extremfall in beide gleichzeitig. An diesem Punkt greift wieder die Gesellschaft über die Moral und Ethik ein. Mit kleinen Nuancen in der Auslegung kann man dann versuchen der Entscheidung eher gut oder eher böse, eine bestimmte Strömung mit zu geben.

Es gibt auch heute noch Länder in denen die Todesstrafe vollzogen wird, z.B. China, USA und Saudi-Arabien. Nach deren Moral ist es nicht verwerflich, durch Absteckung eines gewissen Rahmens, einem Menschen aus Rache den höchsten aller Schäden zu zufügen. Wobei es auch in diesen Ländern Gegner dieser Form von Gewalt gibt. Versetzen wir unseren Mörder vom Anfang in die USA. Dort sitzt er 4 Jahre in der Todeszelle, dann wird das Urteil vollstreckt. Der Rache mag nun genüge getan sein, aber was sagt uns die Moral über die Strafe? Sie ist böse, einfach deshalb, weil die Angehörigen mit bestraft werden. Man nimmt den Bruder, den Vater, den Freund von denjenigen die nichts dafür können. Einen Mensch zu verlieren ist schmerzlich, bei einer 97-jährigen Großmutter sagt man „Sie hat ihr Leben gelebt“ wenn sie stirbt, dies ist der Lauf der Natur. Das Alte macht Platz für das Neue. Insassen im Gefängnis können Besuch empfangen, Tote nicht.  Hier sollte eigentlich die Gesellschaft erkennen, daß diese Art von Moral und Ethik falsch ist, denn die falschen haben auch zu leiden.

Betrachten wir nun einmal etwas ganz einfaches. Der Wolf und die sieben Geißlein. Da ist der böse Wolf der die armen Geißlein fressen will. Zunächst trickst er sie aus. Er ändert die Stimme und verkleidet sich um Zugang zu verschaffen. Nach kurzem Prozess sind 6 der Geißlein gefressen und eine überlebt verängstigt in einer Standuhr. Als das Muttertier nach Hause kommt sinnt sie auf übelste Rache. Dem Wolf wird ohne Betäubung der Bauch aufgeschnitten, die doch noch lebenden Geißlein können entsteigen und dann werden schmutzige Steine implantiert. Durch den veränderten Schwerpunkt stürzt er in einen Brunnen und kommt zu Tode. Ganz klar, Die Muttergeiß beging einen Mord aus Rache. Der Wolf war getrieben von Hunger, es ist seine Natur Fleisch zu essen, dafür kann er nichts. Sicherlich war er auch schon alt, sonst hätte er im Wald ein Reh erlegen können, oder einen Hasen fangen. Notgedrungen um nicht zu verhungern mußte er in die Trickkiste greifen und sich leichte Opfer suchen. Ungewiß wann es die nächste Mahlzeit gibt verschlang er alle 6 Geißlein, ein jagdfähiger Wolf hätte das sicherlich nicht getan. Sein Rudel, seine Familie wird ihn vermissen. Wer ist ist am Ende das Böse? Zur Überraschung die Mutter der Geißlein.

Ich denke Gut und Böse läßt sich nicht einfach trennen, es gibt viele Überlagerungen und Verwebungen. Diese gehen sogar so weit, daß das eine nicht ohne das andere existieren kann. Wenn es das Böse nicht gibt, dann ist der Bedarf nach dem Guten hinfällig, Gegenteile sind prinzipiell bipolar. Wo wäre Gott ohne den Teufel? Er muss ihn als böses zulassen, um selbst zum Guten zu werden. Ohne den Teufel müßte der Mensch nicht um seine Seele fürchten, Gott könnte ihm egal sein, da der Himmel das einzige Ziel ist ohne Fegefeuer und Hölle. Auch die Helfer haben ihr Gegenstück. Engel und Dämonen. Monopole sind in der Natur sehr selten, alles hat ein Pendant mit gegensätzlichen Vorzeichen. Selbst in der europäischen Wirtschaftswelt sind Monopole nicht erwünscht, denn Monopole sind böse. Oder am Ende vielleicht doch nicht?

Yinyang

Ein berühmtes Beispiel für Bipolarität: Yin-Yang

Luxus

Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt ungemein. Dieser Spruch ist vermutlich schon so alt wie es Geld gibt. Nunja, mit Geld kann man fast alles kaufen. Autos, Häuser, Freunde, Gerichtsurteile. Wer viel Geld hat schwebt in Luxus, wer nicht viel hat eben nicht. Braucht man wirklich Geld um ein gutes Leben führen zu können? Machen uns die Reichtümer zufrieden, ja sogar glücklich? Was ist denn Luxus überhaupt? Ich für meinen Teil habe eine Antwort für mich gefunden.

Ich arbeite viel, meistens gut und manchmal auch hart. Mein Chef honoriert mir das dann natürlich mit einem monatlichen Salär. Damit werde ich zwar nicht das was man reich nennt, aber es reicht gut zum leben und darüber noch etwas hinaus. Davon kaufe ich mir ab und zu Dinge, die eigentlich unnütz sind. Sei es eine Playstation, eine Ladung CDs, oder auch mal ein neues Modellflugzeug. Dann bekomme ich zu hören ob das denn nötig sei, aber ich sage immer „dafür arbeite ich doch, damit ich mir diese Dinge leisten kann.

Im Winter entspanne ich bei einem Rollenspiel an der PS4, Musik höre ich immer ganz gern, ich erfreue an einem neuen Flieger wenn er dann in der Luft ist. Das sind materielle Dinge, die über die Lebenserhaltung gehen. Vermutlich kann ich mir mehr leisten als manch Arbeitsloser und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mehr als als ein kleiner Fischer in Liberia. Das sind aber nur Erdnüsse im Gegensatz zur Autosammlung von Jay Leno, die Pelze die bei Alfredo Pauli gekauft werden, oder der Yacht von den Geissens. Trotzdem betrachte ich meinen Besitz als bescheidenen Luxus.

Das Wort Luxus kommt aus dem lateinischen und bedeutet Verschwendung. Und es stimmt, ich könnte mit meinem Geld anderes machen, Spenden für einen guten Zweck und etwas bewirken. In der Tat spende ich einen jeden Monat Teil meines Einkommens. Genug? Vermutlich nicht. Ich bin der Meinung, wenn viele wenig spenden, ist das besser als wenn ein Reicher viel gibt, denn dies schärft unser aller Bewusstsein für den eigenen Reichtum. Die 100.000.-€ die vom Millionär Medienwirksam gegeben werden sind nicht so viel, als ob jeder Bewohner Deutschlands heimlich nur einen einzigen Euro abgibt. Allerdings wäre der Verwaltungsakt bei rund 80 Mio. Einwohnern natürlich Fleisch gewordener Wahnsinn.

Der wahre Luxus ist für mich etwas anderes. Im Sommer sitze ich auf der Terrasse und geniesse ein Glas Wein. Selbstredend habe ich ein Loungesofa unter der Pergola. Die Idee wurde allerdings aus der Not geboren, als wir beim Umzug feststellten für das Ding keinen Platz in Wohnung zu haben. Wie dem auch sei, nun haben wir es und darauf lümmelt es sich hervorragend. Ich kann mir erlauben am hellichten Nachmittag einfach nichts zu tun und lese bei schönem Wetter darauf ein Buch. Keinerlei Verpflichtungen, kein zweiter Job um über die Runden zu kommen. Keine Sorge ob ich heute genug Fische fange und etwas zu essen zu haben. Ich habe Zeit. Zeit für mich, Zeit für Müßiggang, Zeit zum Modell fliegen, Zeit für die Familie.

Wir laden gerne Freunde ein und grillen auf der Terrasse den lieben langen Abend, trinken Wein, hören Musik, unterhalten uns. Nicht jeder kann das, sei das aus Geldgründen, oder mangels einer Terrasse im 5. Stock der Mietskaserne. Selbst ein Balkon ist schnell zu klein wenn man Gäste hat. Überdacht von der Pergola darf auch mal ein kleiner Sommerregen die Luft erfrischen, wir sind im trockenen und knabbern am letzten Maiskolben frisch vom Grill. Alle Sorgen sind vergessen, das Morgen interessiert noch nicht. Wenn ich da an andere Menschen denke, die so einen Abend nicht geniessen können, weil die Gedanken ständig um etwas anderes kreisen, dann merke ich wieder wie gut es mir geht.

Dank einer Hanglage unseres Hauses, haben wir nicht nur eine Terrasse, sondern auch noch einen großen Balkon. Ich liebe es am Abend dort zu sitzen und der Sonne beim untergehen zu zu schauen. Natürlich nur wenn es nicht bewölkt und zu kalt ist. Wer hat das schon? Die Wohnung ist hinten ebenerdig und vorne mit Balkon. Der Ausblick geht über ein malerisches Flusstal und was kostet es mich und meine Frau? Nicht mehr als eine vergleichbare Wohnung im 4. Stock in einem anderen Stadtteil. Dieser Ausblick wird von unseren Gästen sehr oft erwähnt, wie schön wir doch wohnen würden. Für uns normal, für Gäste spektakulär sind die Ballonstarts die aus dem Flusstal heraus statt finden.

Weil es mein Hobby ist, bin ich auch des öfteren auf unserem Modellflugplatz. Abgelegen, Eben, viel Platz keine Bäume, also das Ideal was man sich für so etwas nur wünschen kann. Es sei denn man ist Hangflieger. Dort sitze ich zwischen den Flügen alleine auf der Bank und erfreue mich über die Natur und beobachte die Geier (in unserem Verein ist jeder Raubvogel ein Geier) beim kreisen. Auf dem Feld im Süden ackert der Landwirt, er hat keine Zeit für die schönen Dinge des Lebens, er muss arbeiten, das Feld ruft, er wird dort gebraucht. Denn ohne die harte Arbeit hat kein Bauer der Welt ein Brot auf dem Tisch. Sind Vereinskollegen anwesend, dann unterhalten wir uns, während nördlich Holz gespalten wird. Natürlich gibt es viel Fachsimpelei, aber auch ansonsten reden wir über viele Dinge des Lebens. Einige sind nicht nur Vereinskollegen, sondern gute Freunde, die mich teilweise aus der Wiege kennen. Von den Jungspunden habe ich auch schon den einen oder anderen als Baby auf dem Arm gehabt. Ist es nicht Luxus pur, wenn man Zeit hat seinem Hobby zu fröhnen und das auch noch mit sehr netten Menschen?

Für mich ist Luxus nicht der materielle Reichtum. Das sehe eigentlich nur als MIttel zum Zweck. Luxus ist für mich Zeit für sich zu haben und das Leben zu geniessen. Sei es bei einem Glas Blanc de Noir, oder bei Stunden langem spielen von Monopoly. Es spielt keine Rolle was man macht, Hauptsache man macht es gerne und kann es vor allem voll geniessen. Wenn ich jeden Tag als Profi Modell fliegen müßte, dann wäre das für kein Luxus mehr, sondern Arbeit. Luxus findet im Kopf statt und hat nicht immer was mit Geld zu tun. Für einen frisch entlassenen Sträfling mag der Besuch in einem Schnellrestaurant Luxus sein, die Kost im Gefängnis ist nicht unbedingt mit Nobelrestaurant assoziiert. Andere empfinden als Luxus in Urlaub fliegen, muss ja nicht sein weil es zu Hause am Baggersee auch warm und schön ist. Ich empfinde Luxus als die schönen Dinge geniessen, die nicht jeder hat. Zum Beispiel auch einen Blog bei WordPress.

Sparschweinchen

Mein Sparschweinchen in dem ich „Rote“ sammle

Rockmusik ist Lärm

Mach jetzt endlich diesen verdammten Krach leiser!
Wie oft habe ich mir das als Jugendlicher anhören müßen. Nur weil ich gute Musik in angemessener Lautstärke gehört habe. Gute Musik ist für mich Rockmusik in vielen Formen. Sei es Classic Rock, Bluesrock, Heavy Metal oder Glamrock. Genau genommen höre ich alles außer Techno und volkstümliche Musik (bitte nicht verwechseln mit Volksmusik). Jazz, Ska, Reagge, Blues, Klassik, Soul, Funk, Folk. Alles meins. Aber Rockmusik ist dabei die ehrlichste Form der Musik.

Auch wenn es sich in manchen Richtungen des Rocks nicht so anhört, man muss einiges können um diese Musik zu machen. Sei es im Proberaum, live auf der Bühne oder im Studio. Im Gegensatz zu elektronischer Musik muss der Musiker auf den Punkt präzise sein. Keine Software um ein Schlagzeug zu simulieren, oder Soli immer exakt gleich zu spielen. Selbst mit dem Hilfsmittel Metronom ist der Drummer gezwungen immer genau zu agieren. Computer verspielen sich nicht, ein Schlagzeuger kann durchaus mal neben dem Takt schlagen, oder einen Stick verlieren. Die schwäbische Band Schwoißfuaß hat es bei Wenn D’Masga vrrutschd (Wenn die Maske verrutscht) auf das wesentliche reduziert: Und hauts de naus, no musch so dua als wärs mit Fleiß bassiert (Wenn du dich verspielst, dann musst du so tun als wäre das Absicht gewesen).

Die Arrangements sind auch nicht ohne. Immer wieder greifen Rockmusiker auf Elemente der anderer Stile zurück. Hört man sich die einige Platten von Meat Loaf an, dann hört man die Klassik in jeder einzelnen Note. Geschrieben wurden die Alben die ich meine im übrigen von dem begnadeten Jim Steinman, bei dem man oft Richard Wagner durch hören kann. Volbeat macht im Grunde Country und Rockabilly. Nun gut, sie spielen es etwas schneller und die Gitarren sind auch verzerrt. Dennoch kann man auch hier die Herkunft nicht verleugnen. Selbst die guten alten Deep Purple spielten im Grunde eine Mischung aus Klassik und Jazz, die sie dem 2012 verstorbenen Keyboarder Jon Lord zu verdanken hatten. Mit Richie Blackmore an der Gitarre waren Deep Purple dann eine fulminante Hard-Rock Band. Selbst Steve Stevens und Billy Idol griffen auf alte Schlager der 50er zurück. Wenn man Money Money hört könnte man das fast nicht glauben. Sieht man sich an, was Andy Summers von The Police für Akkorde spielt, dann kann einem schwindlig werden, obwohl es sich im Grunde sehr einfach anhört. Über die Bassläufe von Flea der Red Hot Chili Pepers braucht man kein Wort verlieren. Kompliziert wäre noch zu einfach.

Rockmusik hat eine unbändige Kraft. Wo uns Schlager leichte und beschwingte Melodien kredenzen, ist der Rock eine Energieform, die auf Konzerten explodiert, ja fast zur Supernova wird. Auf der Bühne kann man richtig die Sau raus lassen und die abgestrahlte Energie dem Publikum weiter geben, das das dann frenetisch aufnimmt und wie ein Spiegel wieder zu den Musikern zurück wirft.Die ganze aufgestaute Wut die in einem ist kann endlich raus. Und zwar in einer wilden, aber komischerweise sehr friedlichen Art und Weise. Rockmusik ist dabei wie ein Ventil, vergleichbar wie an einem Druckkochtopf. Ohne Ventil explodiert alles irgendwann.

Rockmusiker machen sich nicht viele Gedanken um Geld, Ruhm oder Plattenverkäufe. Sofern es entweder nur ein Hobby ist oder man davon leben kann. Man ergibt sich einfach der Musik und wartet was passiert. Wenn es klappt mit Geld und Ruhm ist das natürlich auch nicht schlecht. Aber in anderen Bereichen, gerade im Pop und Radiomusik werden Titel am Reissbrett konstruiert, um in den Charts Erfolg zu haben. Es ist ein Geschäft bei dem es um Millionen geht für die Labels. Nicht für die Musiker, die werden teils gecastet, teils für Aufträge im Studio angeheuert. Diese bekommen ihr kleines Salär, der Gewinner von DSDS ein halbes Jahr Ruhm dazu und schon steht der nächste Act mit dem nächsten Titel an. Diese Musik unterliegt dem berühmten „Produktlebenszyklus“. Wer kennt den Gewinner der zweiten Staffel Voice of Germany? Die wenigsten. Wer kennt Stairway to heaven? Im Prinzip alle.

Rockmusik ist kein Lärm. Es ist ehrliche Musik, die einem Kraft gibt und in einer gewissen Lautstärke gehört werden muss. Das hat zur Folge, das ich meine Lieblingsmusik nur dann richtig hören kann wenn meine Frau nicht da ist. Sonst heisst es wieder:
Mach jetzt endlich diesen verdammten Krach leiser!

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Meine alte Band im Proberaum. Ich bin der mit dem Huhn

Ein Tattoo für jeden

Vor vielen Jahren ließ ich mir mein erstes Tattoo stechen. Ein kleiner Schmetterling auf dem linken Oberarm. Mittlerweile krallt sich am rechten Arm ein großer Drache fest. Weil nun der Schmetterling etwas einsam und verloren ist, soll er demnächst noch eine Rose bekommen, an der er sich erfreuen kann. Fast alle Menschen die ich kenne sind tätowiert, jeder hat persönliche Gründe dafür Und doch sind einige Dinge essenziell. Abgesehen von den Menschen die es machen um den Schmerz zu ertragen.

Ich habe meine eigen Vorstellung zu dem Warum.
Obwohl alle Menschen unterschiedlich aussehen leben wir in einer gewissen Uniformität der wir uns unterwerfen. Teilweise freiwillig, wenn ich mich auf Rockkonzerten umsehe, dann sehe ich schwarz und lange Haare. Natürlich dient dies dazu, um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu zeigen. Verkäufer im Elektronikmarkt erkennt man ebenfalls sofort an ihrer Kleidung. Im Schwimmbad hat ein Mann eher selten einen Badeanzug, nein, er trägt in der Regel Badehose. Heutzutage tragen privat fast alle Jeans, der Banker einen Anzug und der Mechaniker einen Blaumann.
Polizisten erkennt man mit einem Blick, hier macht eine Uniform sehr wohl Sinn. Der Verbrecher läßt ab wenn er die Uniform sieht, wer Hilfe braucht erkennt an wen er sich wenden kann. Soldaten tragen Uniform das man Freund von Feind unterscheiden kann. Kein Soldat will auf die eigenen Leute schießen.

Ein Tattoo gibt uns die Möglichkeit etwas individueller zu werden. Kleidung kann man wechseln, Frisuren wechselt man öfters mal und Schmuck legt man an und ab. Ein Tattoo aber bleibt. Wohl überlegt über das Motiv und die Stelle ist es etwas für die Ewigkeit. Zumindest bis zum ableben und noch ein Stück weiter. Allein schon die Gründe des Warum und Wieso ist eine Entscheidung, die individueller nicht sein kann. In der Regel ist die Entfernung ein sehr schwieriges Unterfangen, oft bleiben Narben zurück, die in dieser Form niemand anderes hat.

Wenn man nicht gerade sturz betrunken oder im Liebestaumel geistig umnachtet ist, dann läßt man sich für sich selber tätowieren. Man sollte keine Namen von Partnern stechen lassen. Es gibt genug Frauen die einen Kevin suchen, oder Männer auf der Jagd nach Jasmin, weil der Name ein Stück Haut verziert. Kinder sind dabei eine Ausnahme, denn die liebt man normalerweise immer. Partnerschaften gehen heutzutage schneller in die Brüche als Porzelan wenn der Elefant den Laden betritt.

Einige hatten einschneidende Erlebnisse, so zwei Bekannte von mir. Dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen tragen sie nun einen Spruch auf dem Unterarm, der sie daran erinnert wie kurz das Leben sein kein und das man immer nach vorne schauen soll. Egal wie, es geht weiter. Persönlicher geht es fast nicht mehr.

Jede einzelne Tätowierung ist ein Kunstwerk. Der Tätowierer ist der Künstler, der Kunde die Leinwand. Jeder einzelne Stich ist selbst bei gleichem Motiv bei einem anderen Menschen immer etwas anders. Jedes Tattoo wird somit zum absoluten Einzelstück, der Träger zu einem einzigartigen Kunstwerk. Andy Warhol hat seine Werke teilweise einfach nur kopiert, alle waren somit gleich, ohne Unterschied. Bei einem Tattoo wird der Träger zu einem Kunstwerk, das es sonst nirgends gibt.

Läuft man über eine Wiese, dann gibt es Blumen die etwas heraus stechen. Diese Farbtupfer lockern das Bild etwas auf, ohne wäre es langweilig. Tätowierte Menschen sind die Farbtupfer in der Wiese der Gesellschaft, ohne sie wären wir ein Einheitsbrei. So etwas ist öde, daher brauchen wir Menschen mit Farbe auf der Haut.

Ich finde jeder sollte ein Tattoo tragen und zu einer Blume der Kunst werden, die Welt wäre etwas schöner.

Calius_Amator
Mein kleiner Drache „Calius Amator“