Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt ungemein. Dieser Spruch ist vermutlich schon so alt wie es Geld gibt. Nunja, mit Geld kann man fast alles kaufen. Autos, Häuser, Freunde, Gerichtsurteile. Wer viel Geld hat schwebt in Luxus, wer nicht viel hat eben nicht. Braucht man wirklich Geld um ein gutes Leben führen zu können? Machen uns die Reichtümer zufrieden, ja sogar glücklich? Was ist denn Luxus überhaupt? Ich für meinen Teil habe eine Antwort für mich gefunden.
Ich arbeite viel, meistens gut und manchmal auch hart. Mein Chef honoriert mir das dann natürlich mit einem monatlichen Salär. Damit werde ich zwar nicht das was man reich nennt, aber es reicht gut zum leben und darüber noch etwas hinaus. Davon kaufe ich mir ab und zu Dinge, die eigentlich unnütz sind. Sei es eine Playstation, eine Ladung CDs, oder auch mal ein neues Modellflugzeug. Dann bekomme ich zu hören ob das denn nötig sei, aber ich sage immer „dafür arbeite ich doch, damit ich mir diese Dinge leisten kann.“
Im Winter entspanne ich bei einem Rollenspiel an der PS4, Musik höre ich immer ganz gern, ich erfreue an einem neuen Flieger wenn er dann in der Luft ist. Das sind materielle Dinge, die über die Lebenserhaltung gehen. Vermutlich kann ich mir mehr leisten als manch Arbeitsloser und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mehr als als ein kleiner Fischer in Liberia. Das sind aber nur Erdnüsse im Gegensatz zur Autosammlung von Jay Leno, die Pelze die bei Alfredo Pauli gekauft werden, oder der Yacht von den Geissens. Trotzdem betrachte ich meinen Besitz als bescheidenen Luxus.
Das Wort Luxus kommt aus dem lateinischen und bedeutet Verschwendung. Und es stimmt, ich könnte mit meinem Geld anderes machen, Spenden für einen guten Zweck und etwas bewirken. In der Tat spende ich einen jeden Monat Teil meines Einkommens. Genug? Vermutlich nicht. Ich bin der Meinung, wenn viele wenig spenden, ist das besser als wenn ein Reicher viel gibt, denn dies schärft unser aller Bewusstsein für den eigenen Reichtum. Die 100.000.-€ die vom Millionär Medienwirksam gegeben werden sind nicht so viel, als ob jeder Bewohner Deutschlands heimlich nur einen einzigen Euro abgibt. Allerdings wäre der Verwaltungsakt bei rund 80 Mio. Einwohnern natürlich Fleisch gewordener Wahnsinn.
Der wahre Luxus ist für mich etwas anderes. Im Sommer sitze ich auf der Terrasse und geniesse ein Glas Wein. Selbstredend habe ich ein Loungesofa unter der Pergola. Die Idee wurde allerdings aus der Not geboren, als wir beim Umzug feststellten für das Ding keinen Platz in Wohnung zu haben. Wie dem auch sei, nun haben wir es und darauf lümmelt es sich hervorragend. Ich kann mir erlauben am hellichten Nachmittag einfach nichts zu tun und lese bei schönem Wetter darauf ein Buch. Keinerlei Verpflichtungen, kein zweiter Job um über die Runden zu kommen. Keine Sorge ob ich heute genug Fische fange und etwas zu essen zu haben. Ich habe Zeit. Zeit für mich, Zeit für Müßiggang, Zeit zum Modell fliegen, Zeit für die Familie.
Wir laden gerne Freunde ein und grillen auf der Terrasse den lieben langen Abend, trinken Wein, hören Musik, unterhalten uns. Nicht jeder kann das, sei das aus Geldgründen, oder mangels einer Terrasse im 5. Stock der Mietskaserne. Selbst ein Balkon ist schnell zu klein wenn man Gäste hat. Überdacht von der Pergola darf auch mal ein kleiner Sommerregen die Luft erfrischen, wir sind im trockenen und knabbern am letzten Maiskolben frisch vom Grill. Alle Sorgen sind vergessen, das Morgen interessiert noch nicht. Wenn ich da an andere Menschen denke, die so einen Abend nicht geniessen können, weil die Gedanken ständig um etwas anderes kreisen, dann merke ich wieder wie gut es mir geht.
Dank einer Hanglage unseres Hauses, haben wir nicht nur eine Terrasse, sondern auch noch einen großen Balkon. Ich liebe es am Abend dort zu sitzen und der Sonne beim untergehen zu zu schauen. Natürlich nur wenn es nicht bewölkt und zu kalt ist. Wer hat das schon? Die Wohnung ist hinten ebenerdig und vorne mit Balkon. Der Ausblick geht über ein malerisches Flusstal und was kostet es mich und meine Frau? Nicht mehr als eine vergleichbare Wohnung im 4. Stock in einem anderen Stadtteil. Dieser Ausblick wird von unseren Gästen sehr oft erwähnt, wie schön wir doch wohnen würden. Für uns normal, für Gäste spektakulär sind die Ballonstarts die aus dem Flusstal heraus statt finden.
Weil es mein Hobby ist, bin ich auch des öfteren auf unserem Modellflugplatz. Abgelegen, Eben, viel Platz keine Bäume, also das Ideal was man sich für so etwas nur wünschen kann. Es sei denn man ist Hangflieger. Dort sitze ich zwischen den Flügen alleine auf der Bank und erfreue mich über die Natur und beobachte die Geier (in unserem Verein ist jeder Raubvogel ein Geier) beim kreisen. Auf dem Feld im Süden ackert der Landwirt, er hat keine Zeit für die schönen Dinge des Lebens, er muss arbeiten, das Feld ruft, er wird dort gebraucht. Denn ohne die harte Arbeit hat kein Bauer der Welt ein Brot auf dem Tisch. Sind Vereinskollegen anwesend, dann unterhalten wir uns, während nördlich Holz gespalten wird. Natürlich gibt es viel Fachsimpelei, aber auch ansonsten reden wir über viele Dinge des Lebens. Einige sind nicht nur Vereinskollegen, sondern gute Freunde, die mich teilweise aus der Wiege kennen. Von den Jungspunden habe ich auch schon den einen oder anderen als Baby auf dem Arm gehabt. Ist es nicht Luxus pur, wenn man Zeit hat seinem Hobby zu fröhnen und das auch noch mit sehr netten Menschen?
Für mich ist Luxus nicht der materielle Reichtum. Das sehe eigentlich nur als MIttel zum Zweck. Luxus ist für mich Zeit für sich zu haben und das Leben zu geniessen. Sei es bei einem Glas Blanc de Noir, oder bei Stunden langem spielen von Monopoly. Es spielt keine Rolle was man macht, Hauptsache man macht es gerne und kann es vor allem voll geniessen. Wenn ich jeden Tag als Profi Modell fliegen müßte, dann wäre das für kein Luxus mehr, sondern Arbeit. Luxus findet im Kopf statt und hat nicht immer was mit Geld zu tun. Für einen frisch entlassenen Sträfling mag der Besuch in einem Schnellrestaurant Luxus sein, die Kost im Gefängnis ist nicht unbedingt mit Nobelrestaurant assoziiert. Andere empfinden als Luxus in Urlaub fliegen, muss ja nicht sein weil es zu Hause am Baggersee auch warm und schön ist. Ich empfinde Luxus als die schönen Dinge geniessen, die nicht jeder hat. Zum Beispiel auch einen Blog bei WordPress.
Mein Sparschweinchen in dem ich „Rote“ sammle
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