Modellfliegen G wie Gyro

In meinem Beitrag „Modellfliegen F wie Fluglage“ wurde vielleicht dem einen oder anderen etwas klarer, warum man immer über gewisse Zustände des Modellflugzeugs informiert sein muss. Ansonsten ruft die berühmte Werkstatt. Nun ist nicht jeder Pilot ein absolutes Ass und auch so mancher Anfänger müht sich doch sehr stark mit den Korrekturen beim fliegen. Sei es eine Windbö, oder einfach nur dahin gestelltes Unvermögen, ständig ist man am korrigieren, knüppeln und rudern. Nun möchte das nicht jeder selbst machen, aber woher einen Helfer nehmen und nicht stehlen? Guter Rat scheint teuer, doch halt! Es gibt eine Lösung und die nennt sich Gyro.

Man kennt das Prinzip, bringt man einen Kreisel in Drehung, so versucht er immer seine Achse aus zu richten. Manche kennen das noch aus dem Physikunterricht, wenn der Lehrer ein altes Rad von seinem Trekkingbike mit bringt und es jeder mal halten darf. Auch der merkwürdige Koffer bei manchen Shows funktioniert nach diesem Prinzip. In der manntragenden Luftfahrt kennen wir das als Kreiselkompass. Leider sind die Kreisel relativ schwer, denn es benötigt eine gewisse Schwungmasse, damit das vernünftig wird. Und wie immer, Gewicht ist für den Modellbau Gift.

Im Modellbau benutzt man Kreisel, die ihre Lageänderung über Piezo-Elemente feststellen können. Eine Steuerelektronik regelt den Rest. Anfangs wurden Gyros nur bei Hubschraubern eingesetzt. Diese benötigen zur Stabilisierung sogenannte Paddel. Diese sind zwar sehr nützlich, sehen aber scheiße nicht schön aus. Bei den Helis haben sich Paddellose, Fachfüchse nennen das dann Flybarless, mitlerweile durchgesetzt. Aber was bei einem Heli gut ist, kann doch auch bei Flugzeugen nicht schlecht sein. So wurden Systeme entwickelt, um auch den Flächenmodellen Komfort zu ermöglichen.

Das Prinzip ist relativ simpel,die Durchführung aber hinreichend kompliziert. Aber zumindest das Prinzip kann man an einem kleinen Beispiel veranschaulichen. Der Empfänger erhält den Befehl geradeaus. Durch äusere Einflüße, z.B. eine Windbö, driftet das Flugzeug nach links ab. Der Kreisel ist in die Steuerkette dazwischen geschaltet, bemerkt dies und gibt nun dem Servo im Seitenruder den Befehl Seitenruder rechts. Schon ist der Flieger wieder auf sein Bahn und der Pilot hat das vielleicht sogar gar nicht bemerkt.

Nun ist bedingt durch die Herstellung jeder Gyro gleich, aber ob er in einer kleinen Corsair mit 600mm Spannweite verbaut ist, oder in einem 5500mm Segler weiss er nicht. Die Corsair ist giftig und braucht mehr Korrekturen, der Segler von Haus aus gutmütig und würde das eigentlich überhaupt nicht brauchen. Die Lösung ist hier die Empfindlichkeit. Normalerweise kann man über einen Poti einstellen, wie empfindlich das System reagiert. Das allerdings muß man mühevoll erfliegen, schnell reagiert ein Gyro zu stark, dann übersteuert er, regelt wieder zu stark zurück und am Ende schaukelt sich das Ganze dann so auf, das die Werkstatt ruft.

Um dies zu vermeiden kann man während des Fluges den Gyro ein- und ausschalten. Dabei gibt es einige Möglichkeiten, nicht jeder Kreisel macht dabei alles.

  1. Aus, das Flugzeug verhält sich wie gewohnt, alles muss der Pilot selbst machen.
  2. Ein, Störungen werden ausgeglichen und das Flugzeug fliegt stabil wie auf Schienen.
  3. Heading Hold, der gesteuerte Zustand wird so lange beibehalten, bis die Gegenrichtung angesteuert wird, z. B. eine Schräglage, obwohl die Knüppel neutral sind.
  4. Begrenzt, die Fluglage erfolgt nur bis zu bestimmten Winkeln, so das keine extremen Lagen möglich sind, gedacht vor allem für Anfänger.

An sich ist das eine gute Sache, man muss sich nicht mehr um alles kümmern. Aber an dieser Stelle möchte ich Robin Trumpp (mehrfacher deutscher Meister in F3A) zitieren. Ich traf ihn an einem arschkalten, sauwindigen Tag, an dem er fliegen musste, es war Messe. Ich meinte dann zu ihm, bei dem Wind würde es auch keinen Spaß machen und seine Antwort war: „Den Wind kann ich weg knüppeln, aber die Kälte hält man fast nicht aus.“ Recht hat er. Wenn alle Stricke reissen, dann muss man sein Modell zumindest so weit beherrschen, das man es heil herunter bringt. Ist man die ständige Unterstützung durch einen Gyro gewohnt, dann hält man seinen neuen Shock-Flyer keine 2 Sekunden in der Luft. Die maximalen Ruderausschläge haben schon gestandene Männer ins Höschen machen lassen.

Der Gyro an sich reagiert über alle drei Achsen. Allerdings gibt es Modelle, bei denen wünscht man sich, daß nur eine Achse überwacht und geregelt wird. Die restlichen 2 Achsen liegen somit brach und man bezahlt für eine nicht genutzte Leistung. Daher gibt es mittlerweile auch Systeme, die nur eine einzelne Achse regeln und sind auch etwas billiger. So kann das Seitenruder unterstützt werden und den Rest darf man selber machen.

Aber egal welcher Hersteller gewählt  und welche Empfindlichkeit eingestellt ist, eines ist bei allen gleich: Die Initialisierung. Nach dem Einschalten des Modells muss es waagerecht liegen und darf für ein paar Sekunden nicht bewegt werden. Dabei merkt sich der Gyro die Lage als „Normallage„. Wenn man das falsch macht, dann wird natürlich auch eine falsche Information gespeichert und an fliegen ist nicht zu denken. Dann denkt man eher, ob es sich noch lohnt aus den Trümmern wieder ein Modell zu basteln. Dabei muss aber sichergestellt sein, das der Gyro in einer bestimmten Lage eingebaut ist, meistens parallel zur Längsachse des Modells.

Für Anfänger ist es es sicherlich eine gute Sache mit der helfenden Hand eines Gyros zu fliegen, aber spätestens wenn man etwas mehr will, dann kann er sogar störend sein. Und im Wettbewerb ist ein Gyro sowieso verboten, das wäre ja Modelldoping. Und wenigstens mein Sport soll sauber bleiben.

Gyro

3-Achsgyro der Fa. Multiplex

Modellfliegen E wie Erleichterung

Wenn der Modellbauer von Erleichterung redet, dann meint er damit nur in den seltensten Fällen das Wegtragen von Kaffee und Bier. Aber wie beim Mensch, so auch beim Modell geht es darum etwas los zu werden. Beim Flugmodell ist das eben etwas Gewicht (was mir auch nicht schaden würde). Nur mal angenommen wir hätten ein Modell voll aus Stahl. Das wäre zwar unglaublich stabil, aber wohl kaum in der Lage zu fliegen. Nehmen wir nun einfach ein anderes Material und nehmen die erste Erleichterung vor.

Der Rumpf wird hohl, was man durch Spanten, Fachwerk und Beplankung erreichen kann. Die nächste Stufe wäre dann ein Rumpf aus GfK, leicht, stabil, belastbar. Die Tragflächen machen wir nun aus Styropor und haben insgesamt etwas leichtes, das letztendlich auch fliegen könnte. Könnte, weil die Tragflächen sehr weich und wabbelig wären, sie würden die Belastung wenn man etwas turnt nicht aushalten. Beplanken wir nun die Tragflächen mit Furnier, so ergibt sich ein leichtes, aber dennoch stabiles Konstrukt. Sehr viele Modelle sind so aufgebaut, auch weil die Herstellung der Flächen relativ einfach und flott vonstatten geht. Nur der Rumpf ist bedingt durch die Formenherstellung ein großer Aufwand.

Nehmen wir nun unseren Holzrumpf und machen unsere Flächen ebenfalls aus Holz. Aber nicht voll, sondern in Rippenbauweise. Viele werden den kleinen Uhu kennen, eines der bekanntesten Modelle in Deutschland. Der hat Vollrippen und ganze Generationen an Jugendlichen beim schleifen zum weinen gebracht. Aber er hat ein wichtiges Prinzip, viel Luft und somit ist er leicht. Das folgende Bild soll das Prinzip zeigen.

Erleichterung01Vollrippen mit Stützen

In diesem Stadium ist natürlich noch nichts verschliffen, Stützen sind noch an Nasen- und Endbereich und die Folie um den Flügel fehlt auch noch. Aber man kann schon sehr schön erkennen, auf was das rausläuft. Hier kann man nichts mehr erleichtern, dazu sind die Rippen zu klein, jedes zusätzliche Loch würde die Struktur gefährden. Sind die Rippen allerdings höher, so kann man an bestimmten Stellen Ausfräsungen vornehmen, bis nur noch ein Fachwerkwerk übrig bleibt. Selbst Häuser halten mit dieser Technik schon seit hunderten Jahren.

Erleichterung02

Man sieht durch die Folie die Konstruktion der Rippen
Bild: „Modelvliegtuig 3D“. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Man kann das ganze noch auf die Spitze treiben, indem man die Rippen komplett weg lässt und nur durch Gurte und Stege eine Konstruktion erhält, die mit Folie bebügelt (Jawoll, Folie wird mit einem Bügeleisen aufgebügelt) eine Tragfläche ergibt. Dies findet man allerdings eher selten und ist eigentlich nur bei besonderen Modellen der Fall. Der Feld- Wald- Wiesensegler hat ordentliche Rippen. Aber wo es auf jedes Gramm ankommt, vornehmlich im Kunst- und 3D-Flug, sind Erleichterungen alles. Am Rande bemerkt, auf einem Flugtag war einmal ein Modell mit Aluminium beplankt. Dank des Gewichtes von knapp 90Kg flog die Viermotorige sehr träge und damit sehr naturgetreu wie das Original. Aber solch besonderen Modelle sind die Ausnahme, ansonsten gilt: Jedes Gramm ist eines zuviel.

Erleichterung03Erleichterung in höchster Vollendung.

Modellfliegen C wie Carbon

Wenn man ein Flugmodell baut, dann stellt sich schnell die Frage nach dem Material. Marmor sieht zwar im Bad toll aus, ist aber zum bearbeiten im Bastelkeller eher schwierig. Es gibt natürlich bessere Materialien. Zunächst fällt einem Holz ein. Leicht zu bearbeiten, und das Gewicht hält sich in Grenzen. Oft wird auch GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) verwendet. Hauptsächlich der Rumpf, an den Tragflächen eher selten. Glasfasermatten werden in eine Negativ-Form gelegt und mit Kunstharz getränkt. Nach dem aushärten erhält man ein stabiles, aber leichtes Teil. Immer öfter trifft man auf Schaumwaffeln. Diese bestehen komplett aus aufgeschäumten Kunststoff, z.B. Polypropylen, oder Poliolifen. Sehr leicht und unkompliziert, aber wer hat schon eine chemische Anlage im Haus.

Besonders gut geeignet für den Modellbau ist CFK (Kohlefaserferstärkter Kunststoff), wir Fachfüchse nennen das Carbon. Das Ausgangsmaterial ist eine CFK-Matte. Im Grunde genommen ist es ein schwarzer, dicker Stoff, allerdings mit speziellen Eigenschaften. Die Verarbeitung ist dabei die gleiche wie GFK. Die Matte wird zurecht geschnitten und mit Eopxidharz ein Laminat erzeugt. Nach dem Aushärten ergibt das eine sehr stabile und verwindungssteife Form, geradezu ideal für den Modellbau. Leicht und doch mit hoher Festigkeit. Man muss nur mal in den Rennsport schauen. Das Monocock eines Formel 1 Flitzers ist komplett aus Carbon und dies zurecht. Schließlich geht es hier um Sicherheit und sogar Menschenleben. Die Belastungen dabei sind immens, das funktioniert mit Pappe eben nicht. Und was dort recht ist, soll uns im Modellbau billig sein.

Die meisten Modelle sind immer noch aus Holz und GFK. Wenn es aber richtig an die Belastung geht, dann kommt man um Carbon fast nicht mehr herum. Wenn es jemand wissen will, der sollte an dieser Stelle Videos von sogenannten Hotlinern ansehen. Besser noch einmal live an einem Flugtag, denn egal was ich hier schreibe, oder die Videos zeigen, in der Realität gibt es nur ein Wort dafür: Brutal. Diese Flugzeuge sind etwa 350 km/h schnell und fliegen dermaßen enge Radien, das man meint gleich bricht alles auseinander. Beim Gasgeben muss mit Querruder gegen gelenkt werden, weil das Drehmoment des Motors so gigantisch hoch ist. Eine Leistung von 2-4 kW ist ganz normal. Nebenbei, der aktuelle Rekord im Modellflug mit elektrischem Antrieb liegt bei knapp 480 km/h. Diese Belastung kann nur von CFK bewältigt werden.

Bei den Helis (Hubschrauber) ist ein Trend das 3D-Turnen. Schlagartige Lagen- und Richtungswechsel, daß das Auge kaum noch folgen kann. Auch hier entsteht eine hohe Belastung im Material durch den ständigen Lastwechsel. Auch dazu gibt es tolle Videos, ich empfehle dabei mal Tareq Al Saadi an zu sehen. Was der mit seinen Helis anstellt ist für Laien eigentlich nicht mehr nachvollziehbar.

Video: Tareq Al Saadi

Aber auch bei Holz und Schaum gibt es Carbon. Dünne Stäbe die zur Versteifung dienen, oder als Fahrwerk, oder auch als Steckungsrohr in den Tragflächen. Ohne Carbon ist der Modellflieger fast nur ein halber Mensch.

Nun stellt sich hier natürlich sofort die Frage, wenn dies so ein Wundermaterial ist, warum bauen wir dann nicht sogar Häuser aus Carbon? Einfache Frage, simple Antwort: Geld. Stahl und Stein ist billig. Aus dem Modellbau kann man folgenden Vergleich sehen. Eine Glasfaserplatte 350x150x1 kostet ca. 5.- € in etwa 0,009 Cent/mm² ImVergleich dazu kostet eine GFK-Platte mit 500x600x1 nicht etwa 28.-€, sondern schlappe 160.-€, was dann 0,05 Cent/mm² und somit ein Vielfaches darstellt.

So stabil und fast unkaputtbar Carbon auch sein mag, es gibt einen kleinen Nachteil, der im Modellbau aber fatale Folgen hat. Funkwellen werden gestört und im Bereich der modernen Sender sehr gut abgeschirmt. Was für Spione von Vorteil ist, da sie so einen Schutzkäfig gegen Funk bauen können, ist hier absolutes NoGo. Man stelle sich ein Modell aus Carbon mit 15Kg in 300m Höhe vor das keinen Empfang hat. Das kann ganz übel ausgehen. Daher ist es in Carbon-Rümpfen unabdingbar die Antenne nach außen zu legen, oder Bereiche zu schaffen in denen der Sender durchdringen kann.

Ich persönlich bin mit meinen Schaumwaffeln ganz zufrieden, aber von Carbon-Modellen träumen darf ich ja trotzdem. Es sieht einfach sehr edel aus und hat eine schwarze Eleganz. Manche bauen ihre Halterungen für Servos (Servobrett im Rumpf) ebenfalls aus Carbon, obwohl der Rest des Modells aus Holz ist. Das sieht zwar keiner, aber man hat Carbon.

carbon001Rotorblätter

carbon002Chassis eines Diabolo 700 von Minicopter

carbon003Heckausleger und Rotorblatt

Die Bilder wurden mir von meinem lieben (Flieger)Freund David zur Verfügung gestellt, Danke.

Modellfliegen B wie BEC

Nehmen wir einmal an, wir hätten ein Flugmodell. Der Antrieb sei elektrisch und die Servos brauchen auch Strom. Nun benötigen wir noch einen Akku für den Antrieb und einen für dem Empfänger an dem die Servos hängen. Aber oh Schreck, wir sind etwas zu schwer, Gewicht  Leichtigkeit ist beim fliegen alles. Und immer mit 2 Akkus hantieren macht auch keinen Spaß. Dann kommt oft noch ein Platzproblem dazu. Der Rumpf ist eng, so daß der Antriebstrang, Akku und Servos kaum Platz haben. Die Lösung heisst BEC. Dies ist die Abkürzung für “Battery Eleminator Circuit“, auf gut deutsch: Akku Einsparungs-Schaltkreis.

Mit BEC haben wir nun folgende Konstellation. Der Akku wird an den Regler angeschloßen und versorgt den Motor mit Strom. Vom Regler aus geht nun eine Stromversorgung in den Empfänger, so das dieser nun ein Signal empfangen kann und die Telemetrie (sofern vorhanden) in der Lage ist Informationen zurück zu senden. Das Signal für den Befehl Seitenruder 12% Ausschlag nach links wird empfangen und per Kabel an den entsprechenden Servo weiter geleitet. Über diese Leitung wird dabei auch noch der Motor des Servos mit Energie versorgt, dank BEC. Die Folge: Das Seitenruder schlägt 12% nach links aus, die Kurve wird eingeleitet.

Das System mit BEC wird sehr oft bei einfachen Modellen, oder solchen mit sehr wenig Platz benutzt. Denn bei aller Einfachheit, es gibt doch noch ein paar Nachteile. Fällt der Akku aus, dann wird der Antrieb nicht mehr mit Strom versorgt. Dies ist zwar nicht unbedingt gut, aber in den allermeisten Fällen kein Problem. Irgendwie bringt man seine Mühle doch noch heil herunter, selbst mit schlechtem Gleitwinkel hat man noch Chancen, man segelt zur Notlandung. Schlimmer ist aber der Ausfall der Servos und des Empfängers. Geht eines der beiden nicht (mit BEC hat man sofort den Worst Case, nämlich beides fällt aus), dann kann man am Knüppel noch so viel rudern, das Modell macht gar nichts, oder was es will. Der Absturz und Schaden ist vorprogrammiert.
Hat das Modell einen gewissen Wert, dann empfiehlt sich der Einsatz einer Powerbox und die strikte Trennung der Komponenten. Ich habe es selbst schon gesehen, wie der Ausfall des Reglers bei einem Modell für ein paar schlappe Tausender glimpflich aus ging. Redundanz ist hier das A und O. Dann benutzt man alles doppelt, sollte eine Komponente ausfallen, dann merk man es unter Umständen erst nach der Landung.

Ich selbst hatte auch schon ein Modell im Boden stecken, weil der Regler einen Defekt hatte. Zum Glück war es nichts teures, Hauptsächlich wurde mein Stolz verletzt. In diesem Modell ging es so eng zu, da war an Redundanz nicht zu denken. Auserdem wären die zusätzlichen Komponenten um ein vielfaches teurer als der Rest des Modells, dann rechnet es sich einfach nicht mehr.

Ich habe das ganze mal in einem Bild festgehalten und versucht zu beschriften. Wie heisst es so schön: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. (Ein Sprichwort mit „E“ extra ausgesucht für unsere Modepraline) Dabei bin ich jetzt mal vom einfachsten Fall ausgegangen, ein Nurflügler. Für die Fachleute, oder wer es genau wissen will: Für den Skyfighter von Hacker. Aber ich bin der Meinung zum illustrieren reichen zwei Servos, ansonsten verwirrt es die Laien noch mehr als sie ohnehin schon sind.

BEC

Leider konnte ich das ganze nicht so drapieren wie ich wollte, zudem habe ich aus Sicherheitsgründen den Akku nicht angeschlossen. Das Flachbandkabel für den BEC hat eine gelbe Ader, die Servoanschlüße sind an dieser Stelle weiß. Man kann am Akku noch ein Kabel mit weißem Stecker entdecken. Dies ist der Balancer-Anschluß. Ein LiPo (Lithium-Polymer-Akku) besteht aus mehreren Zellen, in meiner Fernbedienung vom Fernseher habe ich auch zwei Batterien. Diese Zellen sollten exakt die gleiche Spannung aufweisen, so das während des ladens über den Stromanschluß Strom hinein gepumpt wird und der Balancer sorgt gleichzeitig durch sehr kleine Ladungen, oder Entnahmen dafür, daß alle Zellen auf das Millivolt genau gleich sind. Das soll jetzt aber nicht das Thema sein.

Mein Artikel endet hier, da ich noch etwas anderes zu tun habe. Ein Modell um diese Anordnung herum bauen. Denn als Bild ist das ja nicht sehr schön, denn fliegen ist schöner.

Messetag

Die Fahrt dauerte nicht ganz eine Stunde, dann waren wir da. Modellbaumesse 2015 in Sinsheim, wie jedes Jahr. Anfangs steht man noch im Foyer und unterhält sich, bis endlich die Türen geöffnet werden. Immer wieder schauten wir uns nach bekannten Gesichtern um, aber Fehlanzeige. Nunja, irgendwann läuft man sich sicherlich über den Weg. Nach kurzer Besprechung fingen wir an in der Halle den ersten Gang hinunter zu laufen. Was es da schon wieder zu sehen gab, Viel altbekanntes, aber auch wieder neues. Es dauerte auch nicht lange, da trafen wir doch Bekannte. Wie jedes Jahr, man ist in Sinsheim.

Zwischendurch machten wir einen Stopp für ein wichtiges Ritual. Kaffee trinken. Ohne den geht bekanntlich gar nichts. Weiter den Gang hinunter, dann den nächsten wieder hoch. An jedem Stand bleibt man stehen und sieht sich das Angebot an. Als wir dann halb durch waren, war es auch schon Zeit den knurrenden Magen zu beruhigen. Auf schnellstem Weg stürmten wir dann zum Catering und stärkten uns dann mit Schnitzel und Getränken. Nach dem Esssen soll man sich bekanntermaßen bewegen und so gingen wir flugs zurück zu dem Stand wo wir unterbrochen hatten. Weiter die Gänge entlang und schauen, bis bin alles gesehen hat.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Kunstflugmodell

Warum geht man überhaupt auf eine solche Messe?

Einkaufen. Nach dieser kurzen Antwort etwas ausführlicher. Im Internet kann man sich natürlich über viele Dinge schlau machen, aber anfassen kann man das neue Modell nicht. Auf der Messe kann alles anschauen, aus allen Winkeln. Videos zeigen nur das was mir gezeigt werden soll. Selbst kleine Details und ungewöhnliche Lösungen kann man entdecken. Ich kann etwas in die Hand nehmen um die Haptik zu prüfen, oder auch nur mal um 4.000.- € zu halten. Auf einem Ausengelände werden die in den Hallen gezeigten Modelle geflogen, bei den Profis sieht man was ein Modell alles mit macht. Fragen stellt man dann direkt durch den Zaun an den Piloten. Manchmal lohnt es auch nicht für 2 Stecker zu einem Preis von 80 Cent dann 3 € Versand, oder noch schlimmer Mindermengenzuschlag zu zahlen. Gerade Kleinkruscht wird gerne gekauft. Aber auch Modelle, es gibt oft günstige Messeangebote. Mein Solius ist ein Kind der Messe, zu einem Preis der fast schon unverschämt günstig war.

Auf einer Messe bekommt man Beratung. Man ist sich nicht über einen Adapter sicher, also geht man 2 Stände weiter, macht sich kundig und geht wieder zurück um den korrekten Adapter zu kaufen. Ich hatte es schon erlebt, das der Händler von Modellen einem Kunden einen Akku in die Hand drückte mit den Worten „Bring ihn mir nachher wieder zurück.“ Der Kunde ging dann zu einem Händler mit Akkus mit den Worten „Ich bräuchte so einen Akku“. Ich selbst suchte (letztes Jahr) beim Stand von Derkum ein Verlängerungskabel für einen Spektrum-Empfänger. Hatten aber keine auf der Messe dabei, also ging ich weiter. Am Stand von Spektrum/Horizon kam ich mit einem Mitarbeiter ins Gespräch. Als ich ihm das sagte sagte meinte er nur ich solle mitkommen und stürmte zu Derkum. „Ich habe euch doch noch extra gesagt, ihr sollt Verlängerungskabel mitnehmen.“ Ein anderer Mitarbeiter meinte nur, das hätten sie doch, die liegen nur nicht in der Auslage und so kam ich doch noch zu meinem Kabel. So einen Service erlebt man eben nur auf Messen.

Ein ganz großer Punkt ist die Geselligkeit. Man kommt mit Händlern ins Gespräch und auch mit anderen Leuten die gerade am Stand stehen. Es wird ein paar Minuten Fach gesimpelt, oder Anektdoten erzählt. Das ganze hat fast schon den Charakter einer großen Familie. Man kennt sich nicht, hat aber doch viel gemeinsam und sich was zu erzählen. Immer wieder spannend ist, wie die Modellbauer auf ihre Ideen kommen, oder wie sie Lösungen finden. Heute war an einer Schneefräse ein sehr kompliziertes Teil. Als mir dann der Fahrer (kam aus Oberstdorf) erzählte, wie einfach und simpel er das hergestellt hat war ich verblüfft. Eigentlich ein Kinderspiel, man muss nur wissen wie. Wir hatten viel zu lachen. Immer wieder trifft man Bekannte aus dem eigenen oder den benachbarten Vereinen. Man kennt sich und tauscht Neuigkeiten aus. Einige Gesichter kennt man vielleicht sogar noch vom letzten Jahr.

Messe03

Am Stand des Verbandes bekommt man gerne einen Kaffee spendiert. (In der Mitte bin ich)

Durchweg sind alle Händler und deren Mitarbeiter mit Eifer und Begeisterung bei der Sache. Vielen merkt man an, daß sie dieses schöne Hobby selbst betreiben. Selbst die Nichtflieger stehen voll und ganz zu ihren Produkten und das merkt man. Am Stand von Multiplex wollte ich einen Fleece-Troyer kaufen. Man kommt wie immer ins Gespräch und ich sagte ihnen meine ehrliche Meinung über ihre Produkte. Und ich habe von Multiplex eine sehr hohe Meinung, da sie eine extrem gute Qualität zu sehr vernünftigen Preisen anbieten. Ich selbst habe einige Modelle dieses Herstellers und diese begeistern mich immer wieder aufs neue. So kam es, daß mit die nette Dame zu meinem frisch gekauften Troyer noch ein T-Shirt schenkte, denn ein Polo-Shirt habe ich letztes Jahr schon gekauft.

Stuntmaster001

Stuntmaster von Multiplex (den habe ich auch)

Allerdings gibt es auch ein paar kleine Kritikpunkte. Momentan sind auf der Faszination Modelltech nur Flieger, Autos und Funktionsmodelle, also z.B. Bagger, Panzer oder Pistenraupen. Früher gab es mehr Hallen, da waren noch Schiffe und die Eisenbahner dabei. Dies wurde aber aus diversen Gründen in eine eigene Messe ausgegliedert. Natürlich liegt das Hauptaugenmerk auf der eigenen Sparte. Aber ich selbst fand es immer sehr angenehm auch mal über den eigenen Randbogen zu schauen was die anderen so machen. Es ist die Technik die dahinter steckt, die filligranen Details, die ungewöhnlichen Modelle. Das fehlt mir einfach.

Messe04

Filligranes Scalemodell

Dann wäre da noch der Händlerschwund. In den letzten Jahren merkt man doch, daß einige Händler, oder Aussteller nicht mehr dabei sind. Dieses Jahr habe ich gleich 3 der großen die sonst da waren vermisst. An was das liegt kann ich nicht beurteilen, aber wenn man deren Produkte benutzt, dann möchte ich mich auch gerne mal vor Ort über neues informieren, oder mal einen Tipp holen. Dies schlägt natürlich auch auf die Besucherzahlen. War vor 10 Jahren fast kein durchkommen in den Gängen, so herrschte dieses Jahr zwar keine gähnende Leere, aber es hatte doch reichlich Platz. Ich hoffe dieser Trend stoppt und kehrt sich sogar um, denn sonst ist diese Messe bald tot, was ich sehr schade fände.

Ich kann jedem nur empfehlen auf Messen zu gehen. Wer viel und gerne liest, warum nicht nach Frankfurt zu Buchmesse? Reisen als Hobby? Dann nichts wie hin zur CMT in Stuttgart. Hobby- und Amteurköche dürfen sich gerne in Bad Salzuflen auf der HORECA sehen lassen. Für jeden Bereich gibt es so etwas, also warum nicht die Gelegenheit nutzen. Am Ende eines Messetages ist man erschlagen und müde. Und ich bin traurig, das ich wieder ein ganzes Jahr warten muss bis zur nächsten Faszination Modelltech. Bis dahin schreibe ich eben weiter im Blog.

 OLYMPUS DIGITAL CAMERA

GeeBee Rennmaschine