Modellfliegen C wie Carbon

Wenn man ein Flugmodell baut, dann stellt sich schnell die Frage nach dem Material. Marmor sieht zwar im Bad toll aus, ist aber zum bearbeiten im Bastelkeller eher schwierig. Es gibt natürlich bessere Materialien. Zunächst fällt einem Holz ein. Leicht zu bearbeiten, und das Gewicht hält sich in Grenzen. Oft wird auch GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) verwendet. Hauptsächlich der Rumpf, an den Tragflächen eher selten. Glasfasermatten werden in eine Negativ-Form gelegt und mit Kunstharz getränkt. Nach dem aushärten erhält man ein stabiles, aber leichtes Teil. Immer öfter trifft man auf Schaumwaffeln. Diese bestehen komplett aus aufgeschäumten Kunststoff, z.B. Polypropylen, oder Poliolifen. Sehr leicht und unkompliziert, aber wer hat schon eine chemische Anlage im Haus.

Besonders gut geeignet für den Modellbau ist CFK (Kohlefaserferstärkter Kunststoff), wir Fachfüchse nennen das Carbon. Das Ausgangsmaterial ist eine CFK-Matte. Im Grunde genommen ist es ein schwarzer, dicker Stoff, allerdings mit speziellen Eigenschaften. Die Verarbeitung ist dabei die gleiche wie GFK. Die Matte wird zurecht geschnitten und mit Eopxidharz ein Laminat erzeugt. Nach dem Aushärten ergibt das eine sehr stabile und verwindungssteife Form, geradezu ideal für den Modellbau. Leicht und doch mit hoher Festigkeit. Man muss nur mal in den Rennsport schauen. Das Monocock eines Formel 1 Flitzers ist komplett aus Carbon und dies zurecht. Schließlich geht es hier um Sicherheit und sogar Menschenleben. Die Belastungen dabei sind immens, das funktioniert mit Pappe eben nicht. Und was dort recht ist, soll uns im Modellbau billig sein.

Die meisten Modelle sind immer noch aus Holz und GFK. Wenn es aber richtig an die Belastung geht, dann kommt man um Carbon fast nicht mehr herum. Wenn es jemand wissen will, der sollte an dieser Stelle Videos von sogenannten Hotlinern ansehen. Besser noch einmal live an einem Flugtag, denn egal was ich hier schreibe, oder die Videos zeigen, in der Realität gibt es nur ein Wort dafür: Brutal. Diese Flugzeuge sind etwa 350 km/h schnell und fliegen dermaßen enge Radien, das man meint gleich bricht alles auseinander. Beim Gasgeben muss mit Querruder gegen gelenkt werden, weil das Drehmoment des Motors so gigantisch hoch ist. Eine Leistung von 2-4 kW ist ganz normal. Nebenbei, der aktuelle Rekord im Modellflug mit elektrischem Antrieb liegt bei knapp 480 km/h. Diese Belastung kann nur von CFK bewältigt werden.

Bei den Helis (Hubschrauber) ist ein Trend das 3D-Turnen. Schlagartige Lagen- und Richtungswechsel, daß das Auge kaum noch folgen kann. Auch hier entsteht eine hohe Belastung im Material durch den ständigen Lastwechsel. Auch dazu gibt es tolle Videos, ich empfehle dabei mal Tareq Al Saadi an zu sehen. Was der mit seinen Helis anstellt ist für Laien eigentlich nicht mehr nachvollziehbar.

Video: Tareq Al Saadi

Aber auch bei Holz und Schaum gibt es Carbon. Dünne Stäbe die zur Versteifung dienen, oder als Fahrwerk, oder auch als Steckungsrohr in den Tragflächen. Ohne Carbon ist der Modellflieger fast nur ein halber Mensch.

Nun stellt sich hier natürlich sofort die Frage, wenn dies so ein Wundermaterial ist, warum bauen wir dann nicht sogar Häuser aus Carbon? Einfache Frage, simple Antwort: Geld. Stahl und Stein ist billig. Aus dem Modellbau kann man folgenden Vergleich sehen. Eine Glasfaserplatte 350x150x1 kostet ca. 5.- € in etwa 0,009 Cent/mm² ImVergleich dazu kostet eine GFK-Platte mit 500x600x1 nicht etwa 28.-€, sondern schlappe 160.-€, was dann 0,05 Cent/mm² und somit ein Vielfaches darstellt.

So stabil und fast unkaputtbar Carbon auch sein mag, es gibt einen kleinen Nachteil, der im Modellbau aber fatale Folgen hat. Funkwellen werden gestört und im Bereich der modernen Sender sehr gut abgeschirmt. Was für Spione von Vorteil ist, da sie so einen Schutzkäfig gegen Funk bauen können, ist hier absolutes NoGo. Man stelle sich ein Modell aus Carbon mit 15Kg in 300m Höhe vor das keinen Empfang hat. Das kann ganz übel ausgehen. Daher ist es in Carbon-Rümpfen unabdingbar die Antenne nach außen zu legen, oder Bereiche zu schaffen in denen der Sender durchdringen kann.

Ich persönlich bin mit meinen Schaumwaffeln ganz zufrieden, aber von Carbon-Modellen träumen darf ich ja trotzdem. Es sieht einfach sehr edel aus und hat eine schwarze Eleganz. Manche bauen ihre Halterungen für Servos (Servobrett im Rumpf) ebenfalls aus Carbon, obwohl der Rest des Modells aus Holz ist. Das sieht zwar keiner, aber man hat Carbon.

carbon001Rotorblätter

carbon002Chassis eines Diabolo 700 von Minicopter

carbon003Heckausleger und Rotorblatt

Die Bilder wurden mir von meinem lieben (Flieger)Freund David zur Verfügung gestellt, Danke.

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