Modellfliegen G wie Gyro

In meinem Beitrag „Modellfliegen F wie Fluglage“ wurde vielleicht dem einen oder anderen etwas klarer, warum man immer über gewisse Zustände des Modellflugzeugs informiert sein muss. Ansonsten ruft die berühmte Werkstatt. Nun ist nicht jeder Pilot ein absolutes Ass und auch so mancher Anfänger müht sich doch sehr stark mit den Korrekturen beim fliegen. Sei es eine Windbö, oder einfach nur dahin gestelltes Unvermögen, ständig ist man am korrigieren, knüppeln und rudern. Nun möchte das nicht jeder selbst machen, aber woher einen Helfer nehmen und nicht stehlen? Guter Rat scheint teuer, doch halt! Es gibt eine Lösung und die nennt sich Gyro.

Man kennt das Prinzip, bringt man einen Kreisel in Drehung, so versucht er immer seine Achse aus zu richten. Manche kennen das noch aus dem Physikunterricht, wenn der Lehrer ein altes Rad von seinem Trekkingbike mit bringt und es jeder mal halten darf. Auch der merkwürdige Koffer bei manchen Shows funktioniert nach diesem Prinzip. In der manntragenden Luftfahrt kennen wir das als Kreiselkompass. Leider sind die Kreisel relativ schwer, denn es benötigt eine gewisse Schwungmasse, damit das vernünftig wird. Und wie immer, Gewicht ist für den Modellbau Gift.

Im Modellbau benutzt man Kreisel, die ihre Lageänderung über Piezo-Elemente feststellen können. Eine Steuerelektronik regelt den Rest. Anfangs wurden Gyros nur bei Hubschraubern eingesetzt. Diese benötigen zur Stabilisierung sogenannte Paddel. Diese sind zwar sehr nützlich, sehen aber scheiße nicht schön aus. Bei den Helis haben sich Paddellose, Fachfüchse nennen das dann Flybarless, mitlerweile durchgesetzt. Aber was bei einem Heli gut ist, kann doch auch bei Flugzeugen nicht schlecht sein. So wurden Systeme entwickelt, um auch den Flächenmodellen Komfort zu ermöglichen.

Das Prinzip ist relativ simpel,die Durchführung aber hinreichend kompliziert. Aber zumindest das Prinzip kann man an einem kleinen Beispiel veranschaulichen. Der Empfänger erhält den Befehl geradeaus. Durch äusere Einflüße, z.B. eine Windbö, driftet das Flugzeug nach links ab. Der Kreisel ist in die Steuerkette dazwischen geschaltet, bemerkt dies und gibt nun dem Servo im Seitenruder den Befehl Seitenruder rechts. Schon ist der Flieger wieder auf sein Bahn und der Pilot hat das vielleicht sogar gar nicht bemerkt.

Nun ist bedingt durch die Herstellung jeder Gyro gleich, aber ob er in einer kleinen Corsair mit 600mm Spannweite verbaut ist, oder in einem 5500mm Segler weiss er nicht. Die Corsair ist giftig und braucht mehr Korrekturen, der Segler von Haus aus gutmütig und würde das eigentlich überhaupt nicht brauchen. Die Lösung ist hier die Empfindlichkeit. Normalerweise kann man über einen Poti einstellen, wie empfindlich das System reagiert. Das allerdings muß man mühevoll erfliegen, schnell reagiert ein Gyro zu stark, dann übersteuert er, regelt wieder zu stark zurück und am Ende schaukelt sich das Ganze dann so auf, das die Werkstatt ruft.

Um dies zu vermeiden kann man während des Fluges den Gyro ein- und ausschalten. Dabei gibt es einige Möglichkeiten, nicht jeder Kreisel macht dabei alles.

  1. Aus, das Flugzeug verhält sich wie gewohnt, alles muss der Pilot selbst machen.
  2. Ein, Störungen werden ausgeglichen und das Flugzeug fliegt stabil wie auf Schienen.
  3. Heading Hold, der gesteuerte Zustand wird so lange beibehalten, bis die Gegenrichtung angesteuert wird, z. B. eine Schräglage, obwohl die Knüppel neutral sind.
  4. Begrenzt, die Fluglage erfolgt nur bis zu bestimmten Winkeln, so das keine extremen Lagen möglich sind, gedacht vor allem für Anfänger.

An sich ist das eine gute Sache, man muss sich nicht mehr um alles kümmern. Aber an dieser Stelle möchte ich Robin Trumpp (mehrfacher deutscher Meister in F3A) zitieren. Ich traf ihn an einem arschkalten, sauwindigen Tag, an dem er fliegen musste, es war Messe. Ich meinte dann zu ihm, bei dem Wind würde es auch keinen Spaß machen und seine Antwort war: „Den Wind kann ich weg knüppeln, aber die Kälte hält man fast nicht aus.“ Recht hat er. Wenn alle Stricke reissen, dann muss man sein Modell zumindest so weit beherrschen, das man es heil herunter bringt. Ist man die ständige Unterstützung durch einen Gyro gewohnt, dann hält man seinen neuen Shock-Flyer keine 2 Sekunden in der Luft. Die maximalen Ruderausschläge haben schon gestandene Männer ins Höschen machen lassen.

Der Gyro an sich reagiert über alle drei Achsen. Allerdings gibt es Modelle, bei denen wünscht man sich, daß nur eine Achse überwacht und geregelt wird. Die restlichen 2 Achsen liegen somit brach und man bezahlt für eine nicht genutzte Leistung. Daher gibt es mittlerweile auch Systeme, die nur eine einzelne Achse regeln und sind auch etwas billiger. So kann das Seitenruder unterstützt werden und den Rest darf man selber machen.

Aber egal welcher Hersteller gewählt  und welche Empfindlichkeit eingestellt ist, eines ist bei allen gleich: Die Initialisierung. Nach dem Einschalten des Modells muss es waagerecht liegen und darf für ein paar Sekunden nicht bewegt werden. Dabei merkt sich der Gyro die Lage als „Normallage„. Wenn man das falsch macht, dann wird natürlich auch eine falsche Information gespeichert und an fliegen ist nicht zu denken. Dann denkt man eher, ob es sich noch lohnt aus den Trümmern wieder ein Modell zu basteln. Dabei muss aber sichergestellt sein, das der Gyro in einer bestimmten Lage eingebaut ist, meistens parallel zur Längsachse des Modells.

Für Anfänger ist es es sicherlich eine gute Sache mit der helfenden Hand eines Gyros zu fliegen, aber spätestens wenn man etwas mehr will, dann kann er sogar störend sein. Und im Wettbewerb ist ein Gyro sowieso verboten, das wäre ja Modelldoping. Und wenigstens mein Sport soll sauber bleiben.

Gyro

3-Achsgyro der Fa. Multiplex

Modellfliegen F wie Fluglage

Die meisten Menschen dürften wissen, Flugzeuge und Modelle fliegen durch die Luft. Hat man Pech fliegt man auch nur ganz kurz unterhalb des Bodens und darf dann wieder Stunde um Stunde in der Werkstatt verbringen. Für dieses Pech gibt es viele Ursachen, Ausfall des Empfängers, klemmendes Ruder oder was sehr beliebt ist eine nicht erkannte Fluglage.

Wie der Name schon sagt, die Fluglage ist die Lage des Flugzeugs in der Luft und davon gibt es mehr, als man gemeinhin annehmen möchte. Wenn ich jetzt von der Fluglage rede, dann ist das immer ein (Modell)Flugzeug, das sich gerade in der Luft befindet, die Höhe kann man getrost auser Acht lassen. Zunächst gilt die Normallage. In dieser befindet sich das Flugzeug mit dem Rücken nach oben, der Flug führt von uns weg, oder seitlich an uns vorbei. Schaue man sich einmal einen Verkehrsflieger an, die befinden sich eigentlich zu 99% in der Normallage. Steuert man links, dann sieht man das Modell links weg fliegen, rechts, oben und unten genauso. Man kann sich gut hinein versetzen, das bekommt jeder Anfänger hin.

Fluglage01Ein Condor IV im Landeanflug

Nun fliegt man ein Stück und kehrt wieder um, an sich keine große Sache. Jedoch fliegen wir nun direkt auf uns zu und links/rechts sind nun scheinbar vertauscht. Soll das Flugzeug nach links, so wird nach rechts gesteuert. Anfangs muss man noch genau überlegen was man tut, aber irgendwann denkt man nicht, sondern tut es einfach.

Nun fliegen wir wieder von uns weg und dann eine halbe Rolle, oder einen halben Looping und schon befinden wir uns in der Rückenlage. Das erste auftauchende Problem ist die Aerodynamik, das Modell will nach unten abtauchen. Wenn es nach oben gehen soll, dann muß man Tiefe geben, es gilt der alte Spruch: „Auf dem Rücken sollst du drücken.“ Je nach Modell und Entfernung erkennt man nun nicht mehr die Fluglage, sondern muss sie einfach wissen. Ich wusste es auch schonmal nicht und die Höhe wurde so schnell negativ, dass ich nicht mehr reagieren konnte. Besonders wenn die Sonne tief steht hat man gerne ein Problem.

Fluglage02Ein Fox Kunstflugsegler im tiefen Rückenflug

Wird eine Rolle nur zu einem Viertel ausgeführt und in diesem Zustand verblieben, dann nennen wir Fachfüchse dies Messerflug. Hier ist die Aerodynamik noch schlimmer als auf dem Rücken, denn erstens versucht sich das Modell raus zu drehen und gleichzeitig taucht es auch noch ab. Ohne eingreifen des Piloten führt dies sehr schnell zu einem unkontrolliertem Flug, der oft in der Werkstatt endet. Schwierig wird das fliegen nun auch durch die verdrehten Achsen. Links/Rechts geht nun über das  Tiefenruder und die Höhe wird über das Seitenruder bestimmt. Am allergemeinsten ist aber der Umstand, das der Messerflug eigentlich immer mit Seite gestützt werden muss und jetzt noch die Höhenkorrektur über eben jenes Ruder erfolgt.

Fluglage03Ganz leicht ist das Seitenruder zum stützen ausgeschlagen

Es gibt aber noch mehr. Ganz langsam geflogen und den Arsch das Heck gesenkt, die Tragfäche nur vom Propellerwind umströmt, dann hat man einen Harrier. Auch der geht auf dem Rücken, das steuern ist wieder nicht einfach. Es gibt aber noch eine Fluglage, die für manche spektakulär aussehen mag, aber dennoch nur die Physik bis fast an die Grenze auslotet. Läßt man ein Flugzeug senkrecht steigen, so besitzt es eine Vertikalgeschwindigkeit v. Nun läßt man langsam Gas raus und v nimmt ab bis v=0. An diesem Punkt steht das Modell senkrecht in der Luft, weil die vertikale Beschleunigung der Erdbeschleunigung entgegen wirkt, so das sich beides aufhebt. Allerdings wirkt nun das Drehmoment des Propellers und dies wird mit dem Querruder ausgeglichen. Man rollt exakt in dem Maße des Drehmoments, das Modell ist in der Luft festgenagelt. Da dies einer Rolle über das Drehmoment entspricht heisst das dann auch entsprechend Torque-Rolle. Immer wieder schön mit viel Rauch und dem Applaus der Zuschauer.

Fluglage04Su29 in der Torque-Rolle

Jetzt habe ich über die wichtigsten Fluglagen schwadroniert, nur eines fehlt noch. Die unkontrollierte Fluglage. Wenn bei einem Flugzeug der Strömungsabriss eintritt, so können je nach Bauart unterschiedliche Dinge passieren. Modelle für Anfänger kippen nach vorne, nehmen Fahrt auf, die Tragflächen werden wieder umströmt, Auftrieb nimmt zu, das Modell fängt sich selber wieder ab. Manche kippen auch über die Seite weg und wieder andere stürzen in wilden Drehungen gen Boden und somit Richtung Werkstatt. Sach(un)kundige nennen das trudeln und dieser Zustand wird im Kunstflug gerne mit Absicht herbeigeführt. Allerdings sieht das dann nur unkontrolliert aus, in Wirklichkeit weiss der Pilot sehr genau was er tut. Jedenfalls meistens. Vor allem rechtzeitig dem trudeln entgegen steuern und wieder in eine „normale“ Fluglage kommen. Selbstredend braucht es dazu eine gewisse Mindesthöhe, sonst ist der Einschlag unabdingbar.

Sieht man sich vor allem Kunstflugmodelle einmal genauer an, dann fällt eines auf. Sie sind so schön bunt. Aber dies dient nicht nur der Optik, vor allem geht es darum Bauch und Rücken in der Luft unterscheiden zu können. Nichts ist schlimmer, als eine nicht erkannte Fluglage (abgesehen von warmen Bier). Viele Modelle haben so genannte Kunstflugstreifen an der Tragfläche. Meine Segler haben unten farbige Tragflächenspitzen und wenn ich die nicht sehe weiss ich, ich bin im Rückenflug und kann entsprechend agieren. Manche haben ein Design, das eigentlich nur an diesem bestimmten Typ zu finden ist, z.B. die Christen Eagle, oder die Pitts Special.

Vielleicht habe ich nun etwas mehr zur Bildung beigetragen, auch wenn dieses Wissen für die meisten vollkommen unnütz ist. Aber solltet ihr einmal einem Flugtag beiwohnen und eine Extra 300 einen Kunstflug darbieten, dann könnt ihr nun sofort sehen in welcher Lage das Teil ist. Ich für meinen Teil gehe jetzt in die Werkstatt, die letzte erkannte Fluglage knapp über dem Boden war nicht die vermutete.

Modellfliegen C wie Carbon

Wenn man ein Flugmodell baut, dann stellt sich schnell die Frage nach dem Material. Marmor sieht zwar im Bad toll aus, ist aber zum bearbeiten im Bastelkeller eher schwierig. Es gibt natürlich bessere Materialien. Zunächst fällt einem Holz ein. Leicht zu bearbeiten, und das Gewicht hält sich in Grenzen. Oft wird auch GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) verwendet. Hauptsächlich der Rumpf, an den Tragflächen eher selten. Glasfasermatten werden in eine Negativ-Form gelegt und mit Kunstharz getränkt. Nach dem aushärten erhält man ein stabiles, aber leichtes Teil. Immer öfter trifft man auf Schaumwaffeln. Diese bestehen komplett aus aufgeschäumten Kunststoff, z.B. Polypropylen, oder Poliolifen. Sehr leicht und unkompliziert, aber wer hat schon eine chemische Anlage im Haus.

Besonders gut geeignet für den Modellbau ist CFK (Kohlefaserferstärkter Kunststoff), wir Fachfüchse nennen das Carbon. Das Ausgangsmaterial ist eine CFK-Matte. Im Grunde genommen ist es ein schwarzer, dicker Stoff, allerdings mit speziellen Eigenschaften. Die Verarbeitung ist dabei die gleiche wie GFK. Die Matte wird zurecht geschnitten und mit Eopxidharz ein Laminat erzeugt. Nach dem Aushärten ergibt das eine sehr stabile und verwindungssteife Form, geradezu ideal für den Modellbau. Leicht und doch mit hoher Festigkeit. Man muss nur mal in den Rennsport schauen. Das Monocock eines Formel 1 Flitzers ist komplett aus Carbon und dies zurecht. Schließlich geht es hier um Sicherheit und sogar Menschenleben. Die Belastungen dabei sind immens, das funktioniert mit Pappe eben nicht. Und was dort recht ist, soll uns im Modellbau billig sein.

Die meisten Modelle sind immer noch aus Holz und GFK. Wenn es aber richtig an die Belastung geht, dann kommt man um Carbon fast nicht mehr herum. Wenn es jemand wissen will, der sollte an dieser Stelle Videos von sogenannten Hotlinern ansehen. Besser noch einmal live an einem Flugtag, denn egal was ich hier schreibe, oder die Videos zeigen, in der Realität gibt es nur ein Wort dafür: Brutal. Diese Flugzeuge sind etwa 350 km/h schnell und fliegen dermaßen enge Radien, das man meint gleich bricht alles auseinander. Beim Gasgeben muss mit Querruder gegen gelenkt werden, weil das Drehmoment des Motors so gigantisch hoch ist. Eine Leistung von 2-4 kW ist ganz normal. Nebenbei, der aktuelle Rekord im Modellflug mit elektrischem Antrieb liegt bei knapp 480 km/h. Diese Belastung kann nur von CFK bewältigt werden.

Bei den Helis (Hubschrauber) ist ein Trend das 3D-Turnen. Schlagartige Lagen- und Richtungswechsel, daß das Auge kaum noch folgen kann. Auch hier entsteht eine hohe Belastung im Material durch den ständigen Lastwechsel. Auch dazu gibt es tolle Videos, ich empfehle dabei mal Tareq Al Saadi an zu sehen. Was der mit seinen Helis anstellt ist für Laien eigentlich nicht mehr nachvollziehbar.

Video: Tareq Al Saadi

Aber auch bei Holz und Schaum gibt es Carbon. Dünne Stäbe die zur Versteifung dienen, oder als Fahrwerk, oder auch als Steckungsrohr in den Tragflächen. Ohne Carbon ist der Modellflieger fast nur ein halber Mensch.

Nun stellt sich hier natürlich sofort die Frage, wenn dies so ein Wundermaterial ist, warum bauen wir dann nicht sogar Häuser aus Carbon? Einfache Frage, simple Antwort: Geld. Stahl und Stein ist billig. Aus dem Modellbau kann man folgenden Vergleich sehen. Eine Glasfaserplatte 350x150x1 kostet ca. 5.- € in etwa 0,009 Cent/mm² ImVergleich dazu kostet eine GFK-Platte mit 500x600x1 nicht etwa 28.-€, sondern schlappe 160.-€, was dann 0,05 Cent/mm² und somit ein Vielfaches darstellt.

So stabil und fast unkaputtbar Carbon auch sein mag, es gibt einen kleinen Nachteil, der im Modellbau aber fatale Folgen hat. Funkwellen werden gestört und im Bereich der modernen Sender sehr gut abgeschirmt. Was für Spione von Vorteil ist, da sie so einen Schutzkäfig gegen Funk bauen können, ist hier absolutes NoGo. Man stelle sich ein Modell aus Carbon mit 15Kg in 300m Höhe vor das keinen Empfang hat. Das kann ganz übel ausgehen. Daher ist es in Carbon-Rümpfen unabdingbar die Antenne nach außen zu legen, oder Bereiche zu schaffen in denen der Sender durchdringen kann.

Ich persönlich bin mit meinen Schaumwaffeln ganz zufrieden, aber von Carbon-Modellen träumen darf ich ja trotzdem. Es sieht einfach sehr edel aus und hat eine schwarze Eleganz. Manche bauen ihre Halterungen für Servos (Servobrett im Rumpf) ebenfalls aus Carbon, obwohl der Rest des Modells aus Holz ist. Das sieht zwar keiner, aber man hat Carbon.

carbon001Rotorblätter

carbon002Chassis eines Diabolo 700 von Minicopter

carbon003Heckausleger und Rotorblatt

Die Bilder wurden mir von meinem lieben (Flieger)Freund David zur Verfügung gestellt, Danke.

Modellfliegen A wie Auftrieb

Viele Mythen ranken sich beim fliegen um den Auftrieb. Klar, ein Flugzeug fliegt, da muss es also etwas geben, was das Ganze oben hält. Sehr oft wird dabei Bernoulli zitiert. Nach dessen Gesetzen passiert an einer Tragfläche folgendes: Die Luft die unter der Tragfläche vorbei streicht behält ihre Geschwindigkeit bei. Durch die Wölbung an der oberen Seite ergibt sich ein längerer Weg, die Luft muss daher schneller sein. Dadurch entsteht eine Kraft, die senkrecht wirkt, die Fläche und somit das ganze Flugzeug wird nach oben gezogen. Ich habe das mal versucht zu zeichnen.

Profil02

Den Effekt kann man ganz einfach selbst sehen. Man hält sich ein Blatt Papier etwas unterhalb des Mundes vor jenen. Dann über das Blatt pusten und wie von Zauberhand wird es nach oben gesaugt. Die Sache mit Bernoulli hatte nur einen Haken. Im Rückenflug wirkt die Kraft zum Boden, doch wir wollen in der Luft bleiben. Zudem gibt es Profile die oben und unten symetrisch sind, somit ist der Weg der gleiche, der Auftrieb rechnerisch Null. Die meisten Kunstflugzeuge haben symetrische Profile und doch fliegen sie. Auf die Spitze getrieben wird das mit dem berühmten Modell „Snoopy„. Es ist eine einfache, rechteckige Styroporplatte mit einer Sillouette des fliegenden Hundes oben auf. Profil? Rechteckig, nicht rund. Und auch so etwas fliegt. Ganz extrem wird das dann im Messerflug. In dieser Phase wirkt die Kraft waagerecht und das System bricht zusammen. Dennoch geht es, sofern der Rumpf gewisse Eigenschaften hat, Fachleute sprechen von einem „tragendem Rumpf„, der dann teilweise die Funktion der Flügel übernimmt.

Andere Profile sehen etwas anders aus, diese sind im hinteren Bereich verwölbt, d.h. sie zeigen nach unten. Somit ergibt sich ein Luftstrom, der teilweise auf eine Fläche drückt und somit die alles anhebt. Das Prinzip kennen wir alle noch aus der Kindheit. Mit langer Schnur wird der Drachen gehalten (meiner war eine Eule) und der Wind drück ihn nach oben. Dazu kommt noch der Luftstrom, der am hinteren Ende der Tragfläche schräg nach unten gerichtet ist, die Resultierende geht somit nach unten. Es gibt sehr dünne Profile, bei denen die obere Strecke nur unwesentlich länger ist als die untere. Aber diese sind in der Regel stark verwölbt und Segler haben sogar ein S-förmiges Profil. Mit meinen bescheidenen Fähigkeiten habe ich auch dies einmal versucht zu zeichnen. Das ganze ist etwas übertrieben, aber ich will ja nur das Prinzip veranschaulichen.

Profil03

Was aber, wenn das Profil unten gerade ist, oder symetrisch? Die Kräfte wirken immer noch wie oben beschrieben, aber jetzt kommt noch etwas anderes hinzu. Der Anstellwinkel. Wenn man das Profil etwas nach hinten hängen läßt, dann hat man wieder den Effekt einer Verwölbung. Nun ist auch klar wie sich mein Stuntmaster auf dem Rücken in der Luft halten kann. Er liegt dann nicht, er hängt erwas. Da sich die meisten Modelle wieder in Normallage bewegen wollen kommt wieder der alte Spruch “Auf dem Rücken sollst du drücken“, was nichts anderes bedeutet, daß man Tiefenruder zugeben muss. Dies hat unter anderem den Grund des Sturzes, der Motor ist leicht nach vorne gekippt. Ist er es nicht, dann wird von der Luftstömung des Propellers mehr Auftrieb erzeugt als gewünscht, der Flieger zieht nach oben. Um dem entgegen zu wirken zeigt der Motor nach unten und gleicht dies aus. Jedenfalls habe ich versucht den Anstellwinkel auch mal zu Zeichnen.

Profil04Natürlich ist dies hier alles nur eine sehr vereinfachte Darstellung. Die ganze Mathematik habe ich auch weg gelassen, ich habe keine Lust mich mit partiellen Differenzialgleichungen zu ärgern und würde hier auch wesentlich zu weit führen. Dennoch hoffe ich, dass nun etwas klarer ist, warum ein Flugzeug, vornehmlich Modelle, sich in der Luft halten kann. Wer es ganz genau wissen will, der sollte Luft- und Raumfahrtingenieure fragen, oder Piloten.

Profil_s3

Vollsymetrisches Profil des „Diamant“ von Robbe

Selber fliegen ist schöner

Mein Vater ist Modellflieger schon seit seiner Kindheit an. Ich war oft auf dem Platz dabei und durfte ihm auch beim bauen einer neuen Modelle helfen. Aber es sollte noch viele Jahre dauern bis dieser Virus mich auch gepackt hat. Aus der Not ein Hobby zu benötigen erinnerte ich mich daran. Flugs bin ich im Internet fündig geworden, ein Modell für Anfänger, ein Sender und dazu habe ich mir dann noch einen Simulator gegönnt, an dem ich erstmal sehr lange übte.

Endlich auf dem Modellflugplatz richtig fliegen. Ich hatte hatte viel geübt und so hatte ich keinen nennenswerte Probleme. Natürlich bin ich mehr herum gegurkt als geflogen, dennoch ging alles glatt, sogar die Landung. Und was soll ich sagen. Sofort einen neuen Akku rein und wieder in die Luft. Es ist großartig etwas durch die Lüfte schweben zu lassen. Kunstflug war da noch nicht, ich stieg auf und segelte die Höhe langsam wieder ab. Ich lernte viel in der Anfangszeit, es sieht leichter aus als es ist, aber wenn man den Bogen raus hat und ein wenig Gefühl dafür entwickelt, dann ist der Himmel die Grenze.

solius

Der Pilot (Ich) und sein Solius von Multiplex

Mittlerweile habe ich einige Modelle, aber am liebsten segle ich im Sommer vor den Schönwetterwolken. Es hat etwas erhabenes wenn man oben seine Kreise zieht. Es beruhigt, man kommt wieder vom Alltag runter.
Gleich eines Adlers kreist man da oben. Und irgendwie ist man im Flieger, sieht auf sich selbst und die Welt herab. Dabei vergesse ich alle Sorgen, angestaute Wut wird zur Sehnsucht selbst fliegen zu können. Irgendwie findet man ein Stück seiner inneren Mitte. Schwerelos gleitet man durch die Luft, es scheint fast, als ob die Zeit still steht. Besonders schön ist das fliegen am späten Nachmittag bis in den Abend hinein. Man segelt gemeinsam vor dem Sonnenuntergang, nutzt noch ein paar Augenblicke das Licht und die Thermik, bevor man zur letzten Landung des Tages ansetzt. Alles in orangenes Licht getaucht, das Flugzeug wird zum Schemen. Fast ein Schattenspiel in der Natur.

Modellfliegen kann ästethisch sein. Wer eine Gö 3 “Minimoa“ in der Luft sieht, der kann es nicht verleugnen. Mit dem markanten Möwenknick in der Tragfläche erlaubt sie sich die Arroganz zu sagen “Ich bin hier oben und du nicht.“ Dies allerdings zurecht, ein schönes Modell darf das. Wenn ich meine Minimoa fliege, dann werde ich etwas wehmütig. Das Original ist in den 30ern gebaut worden, mein Modell setzt mich in die Zeit zurück. Dann habe ich virtuelle Knickebockers und eine Lederkappe mit Brille an. Man erlebt eine Art Zeitreise. Gerade Scale-Nachbauten von historischen Flugzeugen haben ihren ganz eigenen Charakter. Vor allem wenn sie in unzähligen Stunden selbst gebaut worden sind. Spanten, Rippen, Holme, ein filigranes Fachwerk, jedes Teil einzeln mit der Hand bearbeitet. Beplankt mit dünnem Furnier, durch Dampf auf die Rundungen des Rumpfes oder die Wölbung gezwungen. Oder mit Stoff bespannt, gleich dem Original. Manche nicht viel kleiner, Modelle mit Spannweiten von 4 bis 6 Metern sind eher die Regel als die Ausnahme.

Etwas ganz anderes sind die Akrobaten der Luft. Sei es klassischer Kunstflug, oder die moderne Variante des 3D-fliegens. Dies erfordert zunächst mal unglaublich viel Übung der Figuren und noch mehr Konzentration braucht in der Ausübung. Beim segeln kann man auch mal.kurz den Blick schweifen lassen oder sich nebenbei unterhalten. Im Kunstflug geht das nicht, dazu geht alles zu schnell, Achtsamkeit hat hier allerhöchste Priorität. Es ist erstaunlich was manche mit ihren Modellen zaubern können. Sei es Markus Rummer bei den Flächenfliegern, oder Robert Sixt bei Helis (Hubschrauber). Nur mal um 2 der ganz Großen zu nennen mit denen ich mich schon persönlich unterhalten habe. Dieses herumturnen macht natürlich auch Spaß. Als Kind hat man seine Energie ins toben gesteckt, heute ins Modell beim Looping, Turn und Rollenkreis. Es ist pure Lebensfreude, ein Tanz im Himmel der seiner eigenen Choreographie folgt, dazu ein kleines Video von unserem „Cheftorquer“ Jochen. Zu dem Namen muss man sagen, es gibt eine Figur Torquerolle, bei der das Modell senkrecht in die Luft genagelt wird. Spektakulär ist das dann mit Rauch wenn kein Wind geht.

Link zum Video: Jochen fliegt mal wieder

Im Video zeigt mein Vereinskollege Jochen zeigt was er kann

Einen Aspekt darf man beim Modellfliegen nicht unterschätzen. Geselligkeit. Auf dem Platz trifft man Gleichgesinnte. Man unterhält sich, fachsimpelt oder faulenzt einfach gemeinsam herum. Spaziergänger und Jogger verweilen kurz am Platz und sehen uns zu. Gerne unterhalten wir uns dann einige Zeit mit diesen Menschen. Besonders auf Messen und Flugtagen kommt man immer wieder mit Fremden ins Gespräch und erzählt sich Anekdoten aus dem heimischen Verein. Manche Gesichter trifft man dort immer wieder, es hat fast schon einen familiären Charakter. Auch wenn es nur Cousins 29. Grades sind. Laien sind gerne gesehen und jeder Modellpilot gibt bereitwillig und mit Freude Auskunft über seine Modelle. Dumme Fragen gibt es nicht, mit Begeisterung für das eigene Hobby wird alles beantwortet.

So freue ich mich schon wieder auf das nächste mal, wenn ich neben und zwischen Raubvögeln bin und mit ihnen gemeinsam in der Thermik kreise. Dann weiss ich wieder warum ich dieses wunderschöne Hobby betreibe.